Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie haben sich die Arbeitgeber dem Angebot in den anderen Tarifbezirken angeschlossen. Die IG Metall nennt den Vorschlag „unverschämt“ und bereitet Warnstreiks vor.

Karlsruhe - Nach einem Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten hält IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger Warnstreiks Ende April für sicher. „Mit ihrem unverschämten Angebot haben die Arbeitgeber die Beschäftigten selbst zum Warnstreik aufgerufen“, sagte Zitzelsberger am Donnerstag in Karlsruhe. Erste Gespräche zur Planung der Aktionen liefen bereits.

 

Zuvor hatte Südwestmetall wie die Arbeitgeber in den anderen Tarifbezirken eine Lohnerhöhung von 0,9 Prozent plus einer Einmalzahlung von 0,3 Prozent für zwölf Monate angeboten. „Wir haben uns mit dem Angebot an den aktuellen und vor allem realen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen orientiert“, sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf in Karlsruhe. Die Verhandlungen wurden auf den 28. April vertagt - an dem Tag endet auch die Friedenspflicht, in der Warnstreiks ausgeschlossen sind.

Lohnplus von fünf Prozent gefordert

Die IG Metall hatte für die rund 800 000 Beschäftigten der Branche im Südwesten wie auch bundesweit ein Lohnplus von fünf Prozent für zwölf Monate verlangt und das unter anderem mit dem für den wirtschaftlichen Aufschwung wichtigen Konsum begründet.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in ihrem Frühjahrsgutachten am Donnerstag ihre Prognose für dieses Jahr leicht gesenkt, rechnen aber dank des starken Konsums noch mit einem stabilen Wachstum von 1,6 Prozent. „Hier die Axt anzusetzen bedeutet, unvernünftig zu sein“, sagte Zitzelsberger. „Wir sind weit, weit weg von einem verhandlungsfähigen Angebot.“

Südwestmetall-Chef Wolf begründete die Offerte hingegen mit dem geringen Produktivitätszuwachs, der niedrigen Inflation und vergleichsweisen hohen Lohnsteigerungen in den vergangenen Jahren. Die letzten Lohnabschlüsse hätten der Branche „große Schmerzen“ bereitet, sagte Wolf. Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger bezeichnete die Stimmung im Arbeitgeberlager in der „Saarbrücker Zeitung“ als „deutlich gereizter als bei früheren Verhandlungsrunden“.

„Baden-Württemberg werde wackeln“

„Wir gehen damit schon an die Grenze dessen, was mit realen wirtschaftlichen Fakten überhaupt begründbar ist“, sagte Wolf. „Wir können nicht so weiter machen wie bisher, sonst gefährden wir die Beschäftigung und die Tarifbindung in der Industrie.“

Genau die will die Gewerkschaft in der aktuellen Tarifrunde mit stärken und auch in Betrieben streiken, die sich bislang nicht an Tarifverträge halten. Wenn sich bei der nächsten Verhandlung nichts bewege, werde „Baden-Württemberg wackeln“, kündigte Zitzelsberger bei einer Kundgebung der IG Metall im Vorfeld der Verhandlungen an.

Bundesweit werden rund 3,8 Millionen Menschen nach den Metall-Flächentarifen bezahlt. Die Tarifverhandlungen für die deutsche Kernindustrie werden regional geführt und erst zu einem späteren Zeitpunkt in einem Pilotbezirk zum Abschluss gebracht. Da die Arbeitgeber ihr erstes Angebot in der zweiten regionalen Runde in Nordrhein-Westfalen vorgelegt haben, könnte dieser Pilotbezirk 2016 NRW sein.