Der Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst sieht einen Zusammenhang zwischen mehr Dürrezeiten und dem Klimawandel.

Stuttgart - Meteorologe Gerhard Lux erklärt im Interview, wie die Trockenperioden mit der Erderwärmung zusammenhängen und ob uns die Hitze eine Wasserknappheit beschert.

 
Herr Lux, kommt die derzeitige Trockenheit schon an die katastrophale Dürre des Jahres 2003 heran?
Es ist schwierig, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Tatsache ist, dass wir 2003 einen Jahrhundertsommer hatten, den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Er betraf damals vor allem den Süden und Westen Deutschlands. In diesem Jahr trifft die Trockenheit besonders den Norden und Osten. Ein paar Zahlen zum Vergleich: Wir hatten im Winter 2002/2003 bundesweit Niederschläge von 85 Prozent des Solls, und im folgenden Frühjahr 2003 war es dann mit 70 Prozent nochmals viel zu trocken. Im Winter 2017/2018 lag die Niederschlagsmenge bei 110 Prozent, der Winter war diesmal also sogar etwas feuchter als normal. Die Niederschlagsmenge im Frühjahr 2018 war dafür mit 75 Prozent bundesweit deutlich zu trocken, im Norden und Nordosten viel zu trocken. Auffallend war 2003 zudem: Es war von Februar bis September durchgehend zu warm oder zu heiß und zu trocken.
Gibt es Hinweise, dass diese trockenen Phasen mit der Erderwärmung im Zusammenhang stehen?
Auch solch längere trockene Phasen sind zunächst Einzelereignisse. Aus einem Einzelereignis lässt sich niemals ein Beweis konstruieren. Der nächste Sommer kann durchaus wieder zu feucht ausfallen. Erst in der Betrachtung vieler Jahre, mindestens 30, wird üblicherweise ein Trend sichtbar. In jedem Fall sind in den letzten Jahren solche trockenen Phasen in Frühjahr und Sommer häufiger geworden. Das passt perfekt in unsere Vorstellung des Klimawandels.
Was ist der Grund für die verfestigte Wetterlage?
Meist führen bestimmte Großwetterlagen, bei denen der Hochdruckeinfluss für Zentraleuropa dominiert, zu reichlich Sonne, hohen Temperaturen und wenig Niederschlägen. Die bekannteste ist die sogenannte Omega-Lage, bei der Tiefdruck- und Niederschlagsgebiete von Westen her kommend weit nach Norden abgedrängt werden. Sie ziehen dann über Skandinavien und später über Osteuropa wieder nach Süden, bleiben uns also fern. Solche Wetterlage hatten wir 2003 und mit Unterbrechungen auch dieses Jahr.
Kann man für den weiteren Sommer eine Prognose wagen?
Leider nein. Numerische Vorhersagen sind heutzutage für sieben Tage sehr gut bis gut nutzbar, weitere drei Tage sind als Trend möglich.
Für Bewässerung: Reicht da das Grundwasser aus, oder geht das zulasten der Trinkwasserversorgung?
Ja, beides stellt in manchen Gegenden ein Problem dar. Außer für Sonderkulturen ist der gewaltige Verbrauch an Wasser aber auch ein Kostenproblem.
Hat dieses Jahr schon Wetterrekorde aufgestellt?
Der April war der wärmste April seit 1881, der Mai war der wärmste Mai seit 1881. Der Hitzerekord von Kitzingen, 40,3 Grad im August 2015, ist aber noch nicht getoppt worden.