Der August gilt als Monat der Sternschnuppen: Grund ist der Meteorstrom der Perseiden. Doch in diesem Jahr fällt das Maximum der Sternschnuppen-Aktivität auf einen Vormittag. Wie und wann die Beobachtung in Stuttgart und Umgebung trotzdem gelingt.

Stuttgart - Der August ist der Monat der Sternschnuppen. Denn jedes Jahr durchfliegt die Erde in dieser Zeit den Meteorstrom der Perseiden – und der gilt als der ergiebigste Strom des ganzen Jahres. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr am Vormittag des 12. August. Aber auch in den Nächten davor und danach sind viele Sternschnuppen zu sehen. Was Sie zu dem Himmelsphänomen wissen müssen – und wie und wo sich die Lichtstreifen in diesem Jahr am besten beobachten lassen.

 
Woher stammt der Name Perseiden?

Die Perseiden haben ihren Namen vom Sternbild Perseus. Die Sternschnuppen, die in jedem Jahr Mitte August so gehäuft zu beobachten sind, scheinen dort zu entspringen. Astronomen sprechen auch vom sogenannten Radianten des Sternschnuppenstroms. Das wirkt aber nur so. Tatsächlich kommen die Meteore von einer Spur des Kometen 109P/Swift-Tuttle, der 1862 entdeckt wurde. Er hinterlässt auf seiner Bahn kleine Partikel und Trümmerteilchen. Einmal im Jahr – nämlich immer in der ersten Augusthälfte – kreuzt die Erde die Bahn des Kometen Swift-Tuttle und fliegt durch diese kosmische Wolke aus Trümmerteilchen.

Im Volksmund werden die Perseiden auch als „Tränen des Laurentius“ bezeichnet - ein Andenken an den römischen Märtyrer Laurentius, der am 10. August 258 auf einem glühendem Rost zu Tode gefoltert wurde. Am Abend dieses Tages - so die Legende - sah man über Rom besonders viele Sternschnuppen.

Was sind Sternschnuppen und Meteore eigentlich genau?

Die Fachbezeichnung für eine Sternschnuppe ist Meteor. „Diese Bezeichnung leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie ‚in der Luft schwebend‘ oder schlicht ‚Himmelserscheinung‘“, sagt Hans-Ulrich Keller, Professor für Astronomie an der Universität Stuttgart und ehemaliger Direktor des Planetariums Stuttgart. Meteore sind also genau genommen Lichtstrahle, die entstehen, wenn kleinste Himmelskörper in die Erdatmosphäre eintreten. Von Sternschnuppen spricht man, wenn die winzigen Körper komplett in der Erdatmosphäre verglühen. Größere Meteore bezeichnet man als Feuerkugeln oder Boliden. Sie sind beim Blick in den Himmel als besonders hell wahrzunehmen.

Die oftmals nur sandkorngroßen Teilchen stammen von Kometen, die auf ihrem Weg durchs Weltall eine Wolke oder Schweifspur aus abgetrennten Teilchen zurücklassen. Man spricht bei diesen Teilchen von Meteoroiden oder Meteoriden. Diese sind kleiner als Asteroiden. Kreuzt die Erde solch eine alte Schweifspur, treten Meteoroiden in die Erdatmosphäre ein. Weil die Erdatmosphäre die schnell rasenden Himmelskörper ausbremst, entsteht dabei eine extrem große Hitze – und die Teilchen verglühen. Diese Lichtstreifen dieser verglühenden Körper sehen wir als Meteore oder eben Sternschnuppen: als leuchtende Bewegungsspur.

„Ist ein solcher kosmischer Kleinschrott auf die Erde gefallen, so nennt man den Gesteins- oder Eisenbrocken einen Meteoriten“, sagt Keller. Dass ein solcher Meteorit in dicht besiedelten Gebieten einschlage, komme aber nur extrem selten vor – und die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch jemand verletzt werde, sei extrem gering.

Was macht die Perseiden so besonders?

Da die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne regelmäßig die gleichen Kometenspuren kreuzt, treten viele Meteor-Schwärme jedes Jahr zum gleichen Datum auf. Zum Beispiel eben der Strom der Perseiden – oder der Strom der Leoniden im November. Mit durchschnittlich zwei Sternschnuppen pro Minute sind die Perseiden der reichste Meteorstrom des Jahres, sagt Uwe Lemmer, Direktor des Planetariums Stuttgart. „Andere Sternschnuppenschauer haben entweder weniger Schnuppen oder die Partikel sind kleiner und somit weniger hell oder das jeweilige Maximum ist so kurz, dass man auf wenige Stunden genau zum Himmel blicken muss.“

Die Perseiden sind auch besonders schnelle Sternschnuppen, weil sie dem Erdlauf entgegenkommen. Sie treten mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein – das sind 216 000 Kilometer pro Stunde. Mit dieser Geschwindigkeit würde ein Flug von der Erde zum Mond nur eineinhalb Stunden dauern.

Werden in diesem Jahr viele Perseiden zu sehen sein - und wann?

„Die Perseiden sind eigentlich ein sehr verlässlicher Meteorstrom, bei dem jedes Jahr über Tage und Wochen hinweg mit erhöhtem Sternschnuppenaufkommen zu rechnen ist“, sagt Astrophysikerin Carolin Liefke von der Vereinigung der Sternfreunde. Wie gut wir die Perseiden sehen, hänge also in erster Linie von äußeren Einflüssen ab. Das könne das Wetter sein, aber auch der Mond, dessen Helligkeit bei der Beobachtung der lichtschwächeren Sternschnuppen störe. „Tatsächlich sind die Bedingungen in diesem Jahr nicht ganz ideal“, sagt Liefke: Insgesamt würden etwas weniger Sternschnuppen erwartet als normalerweise, da keine der möglichen Staubspuren des Kometen zentral von der Erde durchquert würden.

Dazu kommt: In diesem Jahr fällt der Höhepunkt des Meteorstroms auf den Vormittag des 12. August – also dann, wenn es hierzulande gerade taghell ist. Die meisten Sternschnuppen fliegen in den Nächten davor und danach dann eigentlich in den frühen Morgenstunden, doch in der zweiten Nachthälfte wiederum erhellt dann der abnehmende Mond den Himmel. Schwächere Lichtstreifen sind dann kaum zu sehen.

Wann hat man trotzdem gute Chancen, Sternschnuppen zu sehen?

Die besten Sichtbarkeit der Perseiden dürfte nach Einschätzung von Astrophysikerin Carolin Liefke vor Mondaufgang am 12. August abends sein. Auch am 11. August könnte sich ein Blick in den Sternenhimmel in den späten Abendstunden besonders lohnen – also noch vor dem Mondaufgang gegen Mitternacht. Zwar werden in den Nächten rund um das Perseiden-Maximum herum dann wohl keine 100 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sein, aber möglich sind nach Angaben der Vereinigung der Sternfreunde dann immernoch 20 bis 50 Sternschnuppen innerhalb von einer Stunde - ein wolkenfreier Himmel vorausgesetzt.

Wohin muss ich gucken – und gibt es Orte in Stuttgart, die sich besonders eignen?

Zwar scheinen die Sternschnuppen vorwiegend aus dem östlichen Himmelsbereich zu kommen. Doch in welche Richtung man schaue, sei eigentlich egal: "Die Sternschnuppen flitzen in alle Himmelsrichtungen", sagt Hans-Ulrich Keller. Empfehlenswert ist in jedem Falle ein dunkler Beobachtungsort, an dem keine Lichtkegel von Straßenlaternen oder Gebäuden die Sicht stören. Und an dem ein möglichst großer Ausschnitt des Himmels zu sehen ist. In Stuttgart können das die Wiese auf der Uhlandshöhe, die Karlshöhe, der Aussichtspunkt am Teehaus oder andere Plätze in Halbhöhenlage sein. Auch bei der Beobachtungsstation des Stuttgarter Planetariums in Welzheim gibt es eine große Wiese, die einen freien Blick in den Himmel bietet.

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Die Himmelsbeobachtung könnte sich in den kommenden Nächten auch noch aus anderen Gründen lohnen, ergänzt Uwe Lemmer vom Stuttgarter Planetarium. Der Planet Jupiter stehe momentan abends als sehr heller Lichtpunkt im Süden und links - also östlich - daneben sei der nicht ganz so helle Saturn zu finden. „Gegen 23 Uhr geht außerdem noch im Osten der Mars auf, zu dem sich momentan drei Raumschiffe auf den Weg gemacht haben.“

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