Das Metropolticket gilt von Januaran in allen Zügen und Bussen in neun Verkehrsverbünden. Regionalpräsident Bopp zeigt sich erleichtert.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Erleichterung war Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) bei der Sitzung des Metropolausschusses ins Gesicht geschrieben: Drei Jahre lang hatten 19 Stadt- und Landkreise sowie neun Verkehrsverbünde hart um die Einzelheiten des neuen Metropoltickets gerungen - jetzt endlich konnte Bopp verkünden, dass alle Gremien ihr Plazet gegeben haben und das Ticket wirklich vom 1. Januar 2012 an zu kaufen sein wird. Das war bis zuletzt nicht sicher gewesen. Stuttgarts OB Wolfgang Schuster, der Vorsitzende des Metropolausschusses, kam gar gleich auf kühne Ideen: "Das Brettlesbohren hat sich in diesem Fall gelohnt. Vielleicht sollten wir alle im Ausschuss bald einen Ausflug mit dem Metropolticket machen."

 

Wie funktioniert diese Fahrkarte? Sie ist zunächst nur als Tageskarte zu haben und kostet 18,50 Euro für die erste Person; jeder weiterer Mitfahrer zahlt vier Euro. Mit dem Ticket können alle Busse und Bahnen - mit Ausnahme des Fernverkehrs - innerhalb von neun Verkehrsverbünden genutzt werden: Von Hohenlohe bis fast an den Bodensee und vom Schwarzwald bis zur Ostalb reicht das Einzugsgebiet. Laut Horst Stammler, dem Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Stuttgart, gilt dieser Preis in mehr als 1000 Bahn- und Buslinien.

Künftig reicht eine Karte

Bisher musste ein Amateur des Nahverkehrs, der beispielsweise von Krauchenwies nach Künzelsau unterwegs war, mehrere Fahrkarten lösen - eine für den Bus bis Sigmaringen, eine für die Regionalzüge der Bahn und eine für den Bus von Hessental bis zum Ziel. Künftig reicht eine Karte, die zudem deutlich billiger sein kann. Denn bis jetzt zahlt unser Musterfahrer 21Euro allein für die Hinfahrt mit dem Regionalexpress; die zwei Busfahren kommen noch obendrauf. Mit dem Metropolticket könnte er nun an einem Tag für 18,50 Euro hin- und zurückfahren. Das in diesem Fall dreimalige Umsteigen bleibt ihm aber auch künftig nicht erspart.

Die entgehenden Einnahmen waren einer der Hauptstreitpunkte im Vorfeld gewesen. Die Bahn rechnet mit Mindererlösen in Höhe von fast einer Million Euro pro Jahr; hinzu kommen einmalige Umstellungskosten von 350.000 Euro. Diese Summen gelten für den Fall, dass sich die Zahl der Fahrgäste nicht erhöht; würde das Metropolticket so attraktiv, dass zusätzlich Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, verringert sich das Defizit. Jedenfalls konnte der Durchbruch erst erzielt werden, als das Land zusagte, einen großen Teil dieser Kosten zu tragen - im Jahr 2012 sind es 50 Prozent, 2013 noch 40 Prozent und 2014 dann 30 Prozent.

Alle sprühen vor Optimismus

Ein Scheitern des Metropoltickets konnte sich letztlich aber niemand mehr leisten, schließlich gilt die Fahrkarte als politische Nagelprobe für die Frage, ob sich in Baden-Württemberg irgendwann ein landeseinheitlicher Tarif durchsetzen lässt. Nun sprühen alle vor Optimismus: Der nächste Schritt müsse das Einzelticket sein, sagte Thomas Bopp, das dann bereits für ganz Baden-Württemberg gilt.

Horst Stammler könnte sich vorstellen, dass viele Menschen künftig das Metropolticket für Ausflugsfahrten am Sonntag einsetzen - und deshalb haben die Verbünde gleich noch 20 Museen, Sehenswürdigkeiten und Bäder gesucht und gefunden, die beim Vorzeigen des Metropoltickets eine Vergünstigung gewähren. Ein Besuch der Burg Hohenzollern bei Hechingen kostet beispielsweise für eine Familie nicht mehr 25 Euro, sondern nur noch zehn Euro; im Porsche-Museum zahlt man pro Person dann vier statt normal acht Euro.

Man kann sich das also schon gut vorstellen, wie Schuster, Bopp und die rund zwei Dutzend weiteren Mitglieder des Metropolausschusses bald mit Bus und Bahn ins Panoramabad nach Freudenstadt fahren, dort vergünstigt im Heilwasser liegen - und vom Landeseinheitstarif schwelgen.