Die Metzgereikette Häfele aus Winnenden übernimmt mindestens die Hälfte der Mitarbeiter des insolventen Bietigheimer Unternehmens Dietz.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Bietigheim-Bissingen/Winnenden - Das Unternehmen Häfele hat den Produktionsstandort der insolventen Metzgereikette Dietz (es handelt sich nicht um die Metzgerei, die im Leo-Center eine Filiale hat) in Bietigheim gekauft und wird bereits an diesem Dienstag mehrere Dietz-Filialen, die Ende September geschlossen worden waren, wieder eröffnen. Das bestätigten am Montag der Insolvenzverwalter und Werner Häfele, der Geschäftsführer des Familienunternehmens aus Winnenden. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschieden, weil die beiden Unternehmen von der Philosophie hervorragend zusammenpassen“, erklärte Häfele und fügte hinzu: „Es wird wegen der Insolvenz keinen einzigen Arbeitslosen geben.“ Ein Teil der Mitarbeiter habe bereits andere Jobs gefunden. Der andere Teil werde jetzt übernommen.

 

„Besonders erfreulich“ sei diese Entwicklung, sagt der Insolvenzverwalter Tibor Braun, abgezeichnet hat sie sich nicht unbedingt. Anfang Juli hatte Dietz den Insolvenzantrag gestellt, Ende September wurden alle Geschäfte im Großraum Stuttgart geschlossen, 55 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Lediglich der Produktionsbetrieb in Bietigheim wurde weiter geführt, aber auch diese Jobs galten als akut gefährdet. Jetzt können die Beschäftigten aufatmen. Häfele versichert, alle 37-Mitarbeiter aus der Produktion anzustellen. Auch im Filialgeschäft werden ehemalige Dietz-Leute eingesetzt.

Häfele will noch mehr Dietz-Filialen übernehmen, aber es fehlen Mitarbeiter

In besten Zeiten betrieb Dietz mehr als 20 Geschäfte zwischen Heilbronn und Stuttgart, immerhin drei davon werden bereits an diesem Dienstag wieder geöffnet: in zwei Kaufland-Filialen in Ludwigsburg und einer Kaufland-Filiale in Bietigheim. In der kommenden Woche folgt die Wiedereröffnung des Geschäfts an der Hauptstraße in Bietigheim, auch der Werksverkauf in Bietigheim bleibt erhalten. Häfele geht davon aus, dass „sicher noch ein oder zwei Filialen dazu kommen“, vielleicht mehr: „Wir könnten viel mehr machen. Die einzige Hürde ist, Mitarbeiter zu finden.“ Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt, und ein Großteil der ehemaligen Dietz-Verkäufer stehe schon nicht mehr zur Verfügung.

1954 in Fellbach gegründet, ist die Metzgerei Häfele heute eine Firma mit 18 Filialen in der Region, die zudem mit mobilen Verkaufsständen regelmäßig 30 Standorte, meist Wochenmärkte, ansteuert. Hauptsitz ist in Winnenden, die Produktion befindet sich in Auenstein im Kreis Heilbronn. Nach eigenen Angaben verzeichnete die Kette zuletzt jährlich ein Umsatzwachstum von zehn bis zwanzig Prozent, weshalb der Standort in Auenstein zu klein geworden sei. Dort wird zwar weiterhin geschlachtet, aber die Produktion und Logistik – mitsamt 15 Mitarbeitern – wird nach Bietigheim verlagert, wo demnach bald mehr als 50 Leute arbeiten werden: „Wir werden dort investieren“ sagt Häfele. Über die Höhe des Kaufpreises für die rund 4000 Quadratmeter große Produktionsstätte macht er keine Angaben. Die Filialen werden gemietet.

Blau und Rot statt Grün, neues Label: das ändert sich für die Kunden

So hatte es auch Dietz gemacht, und offenbar waren es vor allem die zu hohen Mieten für die Geschäfte in Shoppingmalls wie dem Ludwigsburger Marstall, dem Breuningerland oder dem Stuttgarter Milaneo, die zu der finanziellen Schieflage führten. Dass er in ähnliche Schwierigkeiten geraten könnte, hält Häfele für ausgeschlossen. „Wir haben das Potenzial, weiter zu wachsen, sonst hätten wir das nicht gemacht“, sagt der Seniorchef, der die Firma gemeinsam mit seinen vier Söhnen führt.

Für die Kunden in den ehemaligen Dietz-Filialen ändert sich einiges. Statt in der typischen grün-roten Dietz-Kluft werden nun Mitarbeiter im blau-roten Häfele-Look hinter der Theke stehen, auch das Fleisch und die Wurst werden unter dem neuem Label verkauft. Erhalten bleiben die Schilder mit dem Aufdruck „Dietz“ an den Geschäften. Nicht für immer, aber auf absehbare Zeit werde das so bleiben, sagt Werner Häfele. „Wir wollen einen harmonischen Übergang.“