Für viele Angehörige ist der Umgang mit den Toten des MH17-Absturzes unerträglich. Jetzt übernehmen allmählich internationale Experten die Arbeit. Und der Sicherheitsrat stimmt für eine unabhängige Untersuchung des Unglücks.

New York - Der UN-Sicherheitsrat hat in einer Resolution den Abschuss des Passagierflugzeugs der Malaysia Airlines im umkämpften Osten der Ukraine „aufs Schärfste“ verurteilt. In dem am Montag einstimmig verabschiedeten Text wurden die prorussischen Separatisten aufgefordert, den Ermittlern freien Zugang zur Absturzstelle zu gewähren und deren „Integrität“ zu bewahren. Diese hatten zuvor zugesagt, die Leichen an die Niederlande zu übergeben.

 

In der Nacht zum Dienstag händigten die Separatisten zudem die Flugschreiber der Boeing an malaysische Experten aus. Die beiden Geräte seien in gutem Zustand, sagte einer der Fachleute bei der Übergabe im ostukrainischen Donezk am frühen Dienstagmorgen vor Dutzenden Journalisten.

Die von Australien eingebrachte UN-Resolution fordert „alle Staaten und Akteure der Region“ auf, umfassend bei einer „vollständigen, eingehenden und unabhängigen internationalen Untersuchung“ zusammenzuarbeiten. Der Text fordert weiter, dass umgehend alle militärischen Aktivitäten in der Gegend um die Absturzstelle eingestellt werden. Zudem forderten die 15 Ratsmitglieder, darunter auch Russland, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Abstimmung fand in Gegenwart des niederländischen Außenminister Frans Timmermans und seiner australischen und luxemburgischen Kollegen statt. Die deutsche UN-Vertretung erklärte auf Twitter anschließend, es handele sich um einen „positiven Schritt“, was zähle sei jedoch die Umsetzung. Der Flug MH17 war am Donnerstag auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord im Osten der Ukraine abgestürzt. 193 der Todesopfer waren Niederländer.

Zug mit Leichen nach Charkiw abgefahren

Es wird angenommen, dass die Boeing in der umkämpften Gegend von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde. Unter massivem internationalen Druck sagten die Rebellen am Montag der malaysischen Regierung zu, ihr die Flugschreiber auszuhändigen. Laut Malaysias Regierungschef Najib Razak versprach der Separatistenführer Alexander Borodaj zudem, Ermittlern sicheren Zugang zur Absturzstelle zu gewähren. Außerdem würden die sterblichen Überreste der Opfer den Niederlanden übergeben.

Am Abend verließ ein Kühlzug mit rund 280 Leichen den Bahnhof im ukrainischen Tores in Richtung Charkiw. Niederländische Ermittler hatten zuvor Zugang zu den Leichen im Zug erhalten. Eine gründliche Analyse der Toten war nach ihren Angaben aber in Tores nicht möglich. Die Leichen sollen nach einer vorläufigen Untersuchung in Charkiw zur Identifikation in die Niederlande gebracht werden. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte sagte, der Umgang mit den Leichen scheine besser, als zunächst befürchtet.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko habe ihm gesagt, der Zug werde zehn bis zwölf Stunden bis nach Charkiw brauchen, sagte Rutte. Auf dem Weg müsse er die von den Separatisten kontrollierte Großstadt Donezk passieren, die heftig umkämpft ist. In der Millionenstadt wurden am Montag bei Artilleriebeschuss im Viertel um den Bahnhof fünf Menschen getötet. Poroschenko ordnete daraufhin eine Waffenruhe für einen 40-Kilometer-Umkreis um den Absturzort an.

Obama: Umgang der Separatisten mit Leichen beleidigend

US-Präsident Barack Obama nahm seinen russischen Kollegen Wladimir Putin persönlich in die Pflicht. „Angesichts ihres direkten Einflusses auf die Separatisten haben Russland und Präsident Putin im Besonderen eine direkte Verantwortung, sie zu einer Zusammenarbeit mit der Untersuchung zu zwingen“, sagte Obama. Er warf den Separatisten vor, die Ermittlungen systematisch zu behindern und nannte ihren Umgang mit den Leichen eine „Beleidigung“ für die Angehörigen.

Putin hatte zuvor Entgegenkommen signalisiert und eine vollständige Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Katastrophe zugesagt. Der russische General Andrej Kartapolow bestritt allerdings später, dass Russland Flugabwehrraketen oder andere Waffen an die Separatisten geliefert habe. Er sagte zudem, zur Zeit des Absturzes habe sich ein ukrainisches Kampfflugzeug nur wenige Kilometer von der Boeing entfernt befunden. „Mit welchem Ziel flog ein Militärflugzeug auf einer zivilen Flugroute?“, fragte der General.

Der britische Premier David Cameron und der rumänische Präsident Traian Basescu drangen vor einem EU-Treffen zur Ukraine auf schärfere Sanktionen gegen Russland. Kanadas Regierungschef Stephen Harper kündigte seinerseits neue Strafmaßnahmen gegen Moskau an.