Internationale Experten versuchen die Absturzstelle von Flug MH17 zu untersuchen. Wegen der anhaltenden Kämpfe müssen sie erneut ihre gefährliche Arbeit einstellen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Kiew - Fast jeden Abend steht Pieter-Jaap Aalbersberg in Kiew vor den Mikrofonen der Journalisten. Immer wieder informiert der Leiter der niederländischen Ermittlermission, die den Absturz des Fluges MH17 untersucht, über den Stand der Arbeit. Es sind meist Berichte über kleine Erfolge und große Probleme. Inzwischen sind Teams aus den Niederlanden, Australien und Malaysien vor Ort.

 

Noch immer müssen die menschlichen Überreste von Dutzenden Todesopfern geborgen werden, die auch drei Wochen nach der Katastrophe weit verstreut in der Region nahe der russischen Grenze liegen. Allerdings können die Männer und Frauen nie ungehindert ihre Arbeit tun. Schwierigkeiten breitet vor allem, dass die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im Absturzgebiet im Osten der Ukraine an Heftigkeit zugenommen haben. „Die Experten tragen zu ihrer eigenen Sicherheit Schutzwesten. Sie hören immer wieder Schüsse in der unmittelbaren Nähe des Suchgebietes“, beschreibt Pieter-Jaap Aalbersberg die Situation. Seien die Schießereien zu nahe, verlegten die Teams ihre Arbeit in einen anderen Bereich. „Die Sicherheit unserer Leute steht ganz oben“, erklärt der Niederländer.

Die Bevölkerung vor Ort wird inzwischen eingebunden

Inzwischen mussten die Ermittler die Untersuchung allerdings einstellen. Drei Stellen müssen jeden Tag „grünes Licht“ für den Einsatz geben: das ukrainische Verteidigungsministerium, die OECD und die Kommandeure vor Ort. Die aktuellen Kämpfe machten es aber nicht mehr möglich, von allen Zuständigen dieses „grünes Licht“ zu bekommen, also habe man die Suche unterbrochen, sagt Aalbersberg.

Der Niederländer unterstreicht immer wieder, dass die Suchmannschaften trotz dieser Schwierigkeiten sehr gute Arbeit leisten würden. Inzwischen sei es auch gelungen, die Bevölkerung einzubinden. Es seien Flugblätter vor Ort verteilt worden. Die Bewohner werden darin gebeten, Dinge den Ermittler zu übergeben, die sie auf den Feldern rund um die Dörfer gefunden haben. Auch habe man aufgrund von Hinweisen Leichenteile von Absturzopfern in der Nähe einer Geflügelfarm entdeckt.

Alle menschlichen Überreste würden sofort nach Charkow überführt, erklärt Aalbersberg. Von dort würden sie in die Niederlande geflogen, wo die Identifizierung erfolge. Der Ermittler unterstreicht, dass es auch wichtig sei, die persönlichen Gegenstände einzusammeln, die für die Hinterbliebenen der Opfer von großem ideellen Wert sind – wie Fotos, Schmuck, Tagebücher oder Kinderspielzeug. Diese Dinge füllten inzwischen mehrere kleine Container. „Unser Team ist enttäuscht, dass es seine wichtige Arbeit nicht fortsetzen kann“, erklärt Pieter-Jaap Aalbersberg schließlich. Die Helfer würden nun darauf warten, so schnell wie möglich wieder zur Absturzstelle zu gelangen.