Marko Beens ist hauptamtlicher zweiter Vorsitzender bei den MHP Riesen Ludwigsburg und verfügt über eine Menge Erfahrung im deutschen Basketball. Für Beens und die Riesen steht am Mittwoch gegen Banvit das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale an.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Marko Beens ist ein alter Hase im Basketball-Geschäft. Anekdote gefällig? In seiner frühen Zeit als Geschäftsführer bei den Artland Dragons gab es einen Strafenkatalog. Unter anderem, wenn ein Spieler bei Auswärtsfahrten nicht die offizielle Teamkleidung trug. Als ein ausländischer Profi zum Saisonstart in privaten Klamotten im Bus auftauchte, wies er den dezent darauf hin, dass dafür 50 Euro fällig sind. Kein Problem: der zückte sein Portemonnaie – und sagte: „Ich zahle gleich für die ganze Saison.“ Da wusste der verdutzte Beens, dass irgendwas schiefgelaufen war und sagt im Rückblick mit einem Schmunzeln: „So lernt man dazu.“

 

Königsklasse ist eigentlich die Europaleague

Heute macht dem 47-Jährigen keiner mehr ein X für ein U vor. Fast zehn Jahre war er in Quakenbrück, das sich 2015 freiwillig aus der Bundesliga verabschiedet hat, nach Stationen bei der Volleyball-Liga und Brose Baskets Bamberg kam er vergangenen Sommer zu den MHP Riesen Ludwigsburg. Offiziell als gewählter hauptamtlicher zweiter Vorsitzender, weil die Ludwigsburger die einzige Mannschaft in der Liga sind, die noch als Verein firmieren. Was vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß ist, aber auch kein Nachteil sein muss, wie die sportliche Entwicklung zeigt. Auch dieses Jahr peilt man die Play-offs an, war beim Top Four im Pokal – und steht an diesem Mittwoch (20 Uhr) vor dem größten internationalen Erfolg: dem Einzug ins Final Four der Champions League.

Auch wenn die Bezeichnung im Basketball ein kleiner Etikettenschwindel ist (die eigentliche Königsklasse heißt Euroleague), sagt Beens: „Das muss man erst einmal schaffen.“ Denn nachdem Bamberg in der Euroleague die nächste Runde verpassen wird und die anderen international gestarteten Bundesligisten wie München, Berlin, Ulm, Frankfurt oder Oldenburg schon alle auf der Strecke geblieben sind, könnten die MHP Riesen die deutsche Fahne hoch halten. Wobei das etwas unübersichtliche Europapokal-Format seine Spuren hinterlässt. „Was sollen wir noch mehr bieten“?, fragt Beens etwas provokativ im Hinblick darauf, dass die MHP-Arena nicht ausverkauft sein wird; der Verein rechnet mit 3500 Zuschauern. Und selbst wenn Banvit BK keinen so klangvollen Namen besitzt wie Besiktas Istanbul oder AEK Athen, gegen die die Riesen in der Gruppenphase gewonnen haben, kann sich der Gegner sehen lassen.

Als Startgeld wurden 100 000 Euro ausgeschüttet

Banvit ist Vierter in der Türkei, das neben Spanien zu den Topligen Europas zählt, und dort vor den Euroleague-Teilnehmern Galatasaray und Darüssafaka platziert, sowie Pokalsieger des Landes. Der 92:87-Hinspielerfolg ist umso höher zu bewerten, weil Ludwigsburg den Türken die erste Heimniederlage der Champions League zufügte. Dennoch warnt der Trainer John Patrick: „Es wird eine ganz andere Angelegenheit als im Hinspiel. Es sind erst 40 Minuten von 80 gespielt.“ Wobei sich im Laufe der Runde immer wieder die Frage gestellt hat, warum Ludwigsburg international so auftrumpft und national noch um einen Play-off-Platz kämpft. „Man muss das in einem Gesamtpaket sehen“, sagt Beens. „Man kann jetzt auch nicht sagen, ohne die Doppelbelastung wären wir in der Liga erfolgreicher.“

Zumal die Teilnahme an der neu gegründeten Champions League kein großes Thema war. Zum einen plädierten Trainer und Team dafür, zum anderen war das wirtschaftliche Risiko überschaubar. Schon als Startgeld wurden 100 000 Euro ausgeschüttet, auch wenn davon zum Beispiel die Schiedsrichterkosten bezahlt werden müssen, die pro Auftritt mit gut 5000 Euro zu Buche schlagen. Die Zuschauer kommen noch obendrauf, zumindest in dem Schlagerspiel gegen Istanbul war die Halle bei reduzierter Kapazität mit 3800 Besuchern ausverkauft.

Final Four-Turnier nicht in Ludwigsburg möglich

Beens, der in Quakenbrück mit einer nur 3000-Mann-Arena gesehen hat, dass man irgendwann an Grenzen stößt, sieht die Entwicklung in Ludwigsburg mit einem wachen Auge, wenn es darum geht, den Vier-Millionen-Etat zu erhöhen. Letztlich gibt es nur zwei Möglichkeiten, sagt der Betriebswirt: „Über Zuschauer- oder Sponsoreneinnahmen.“ Auf beiden Seiten gibt es Hürden. Bei 4500 Fans ist Schluss. Und bei den Sponsoren hat die Reduzierung der Businesssitze für einen Einbruch gesorgt. „Da müssen wir kreativ nachdenken, was wir aus der Arena machen können.“ Beens denkt an einen Ausbau im Vip-Bereich, was aber auf keinen Fall von heute auf morgen geht. Deshalb steht fest: Das Final Four der Champions League, für das sich die vier Teilnehmer bewerben können, wird auf keinen Fall in Ludwigsburg stattfinden. Dazu müsste die Halle 6000 Plätze bieten. Gegen Banvit ist es also das letzte Champions-League-Spiel in dieser Saison – zumindest in Ludwigsburg.