Zum Auftakt der Basketball-Bundesliga gewannen die MHP Riesen Ludwigsburg gegen Göttingen – und dann gewinnt auch noch Joe Biden die US-Wahlen.

Ludwigsburg - John Patrick hatte einige schlaflose Nächte hinter sich. Ein paar Albträume sogar, wie er meinte. Aber: „Es sieht gut aus“, sagte der Trainer des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg – und meinte damit zunächst einmal gar nicht den sportlichen Part, sondern das politische Geschehen in seiner Heimat USA. Das war am Freitagabend kurz vor Mitternacht, als sich die Anzeichen für einen Sieg des Herausforderers Joe Biden verdichteten, das beruhigte den bekennenden Trump-Gegner.

 

Gästecoach lobt die Riesen

Für einen besseren Schlaf dürfte aber parallel dazu auch der erste Auftritt seiner Mannschaft in der neuen Saison geführt haben, das deutliche 100:73 gegen die BG Göttingen, nicht unbedingt ein Top-Team der Liga, aber immerhin eines, das sich mit drei Siegen in der Gruppenphase fürs Top Four im Pokal qualifiziert hat (im Gegensatz zu den Riesen). Das aber in der leeren MHP-Arena chancenlos los war von Anfang bis Ende. Gäste Coach Roel Moors meinte später: „Ein schwaches Spiel von uns.“ Nicht zuletzt, weil der Gegner eben stark auftrumpfte. Mit einer gewohnten Intensität in der Defensive (37:28 Rebounds), daran ändert sich auch in Saison Nummer acht unter Patrick nichts. Aber gepaart auch mit einer spielerischen Linie und einem hohen Tempo in der Offensive, was teilweise zu schönen Kombinationen und Körben führte. Der Applaus der Fans wäre da sicher gewesen: „Wir vermissen sie, aber so muss eben die Energie auch von der Bank kommen“, beschwört Patrick den Teamgeist, der schon beim Finalturnier in München bestens funktioniert hat. Damals hatte die Liga weltweit ein Alleinstellungsmerkmal, aber auch jetzt werden die Spiele der BBL „in meiner alten Heimat Japan oder in den USA verfolgt“, betont Patrick. Das ist Motivation genug, schließlich würde nicht der erste Spieler der Riesen mal in der NBA landen.

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Auf dem Parkett zogen Jaleen Smith als einer der wenigen Mohikaner der Vorsaison und Neuzugang Jordan Hulls nicht nur gekonnt die Fäden, sondern kamen auch immer wieder zum Abschluss. 44 Punkte gingen auf das Konto der beiden Spielmacher, die sich auf Anhieb blendend verstanden. Hulls ist ein Shooter ein Schütze, „der uns mit seiner Erfahrung in der Liga weiterhelfen wird“, so Patrick. Und der dritte im Bunde, Barry Brown jr., hat zumindest im Pokal gegen Bamberg schon angedeutet, dass mit ihm noch zu rechnen sein könnte. „Ludwigsburg hat eine Mannschaft mit Potenzial“, sagte Moors, „und mehr Erfahrung als im Vorjahr.“

Für den Anteil der Alten sorgte neben dem 30-jährigen Hulls, der seine fünfte BBL-Saison bestreitet, zum Beispiel der weit gereiste Tremmel Darden mit stolzen 38 Jahren, von dem John Patrick beim Blick auf die Statistik angetan war, nachdem er keinen einzigen Feldversuch aufwies. Der Lohn: Tabellenführung, eine Momentaufnahme. Eine Zwischenbilanz könne man nach der Vorrunde ziehen, so Patrick. Wenn alles nach Plan läuft. Doch schon am ersten Spieltag fielen drei Partien wegen Corona aus, das lässt nichts Gutes ahnen. Patrick ist Realist: „Natürlich kann es uns auch erwischen, dann müssen wir pausieren.“ Schon vor dem Pokalauftakt war ein solcher Fall aufgetreten, der sich glücklicherweise als falsch erwies, aber drei Tage Training kostete und prompt zu einer Niederlage mit 20 Punkte gegen Ulm führte.

Kuchen backen trotz Diät

Dennoch präsentierte sich die Mannschaft nun in körperlich guter Verfassung. Mit einer Ausnahme: Neuzugang Andrew Warren (Mitteldeutscher BC) schleppt ganz offensichtlich ein paar Kilo zu viel mit sich herum. Und kam nur zu einem Kurzeinsatz. In dem steuerte er aber am Ende den 100. Punkt der Riesen bei, womit er der Mannschaft einen Kuchen spendieren muss. So ist es der Brauch, Übergewicht hin oder her.