Alba Berlin entwickelt sich zu Lieblingsgegner der MHP Riesen Ludwigsburg. Die Bundesliga-Basketballer aus der Barockstadt siegten bereits zum dritten Mal in dieser Saison gegen den Spitzenclub. Auch dank der 20 Punkte von Kerron Johnson.

Ludwigsburg - Die Feier nach dem dritten Saisonsieg über Alba Berlin in Folge war am Samstagabend in vollem Gange und die Fans brüllten angestachelt vom Hallensprecher die Spielernamen. Und alle schienen gespannt, ob auch die Nummer 22 aufgerufen werden würde: Mustafa Shakur. Sie wurde. Laut und ohne zu zögern.

 

Wie ein Damoklesschwert schwebte die Personalie Mustafa Shakur über dieser Partie gegen Alba Berlin, die die MHP Riesen Ludwigsburg mit 90:80 (44:32) wie eine echte Spitzenmannschaft gewannen. Ohne ihren bisherigen Anführer Shakur, der erneut auf der Tribüne platznehmen musste. „Er trainiert nicht, er ist verletzt“, sagte der MHP-Riesen Trainer John Patrick etwas entnervt nach der Partie. Eine Schwellung im Knie, die durch die Muskelverbindung auch die Fußsohle beeinträchtigt, sei der Grund für den Ausfall. Auch der Spieler wollte von einem Zerwürfnis mit dem Trainer nichts wissen: „Warum sollte ich nicht wieder spielen? Ich muss nicht operiert werden. Mit dem Trainer gibt es kein Problem.“ Wirklich?

Was wird aus Mustafa Shakur?

Der Hintergrund der Geschichte ist, dass im Publikumsliebling aus dem vergangenen Jahr, Kerron Johnson, kurz vor dem Jahreswechsel eine Nachverpflichtung getätigt wurde. Diese legt nahe, dass es für den bisherigen Kopf der Mannschaft Shakur wenig oder keinen Platz in der Rotation geben wird – auch nach seiner Genesung. Dass beide auch gemeinsam auf dem Spielfeld stehen könnten, hält Trainer Patrick zwar für möglich, der macht es aber vom Heilungsverlauf Shakurs abhängig und fügt zudem gleich noch hinzu: „Das kann eine langwierige Verletzung sein“, als wolle er sagen: Das kommt nicht in Frage.

Über den Grund kann ohne Einblick in die Mannschaft nur spekuliert werden. So heißt es, dass es beim Spiel am 28. Dezember in Frankfurt zu einer heftigen Meinungsverschiedenheit zwischen Trainer und Spieler gekommen sein soll und dass es wohl das letzte Spiel Shakurs bei den Riesen war. Dass es nicht das erste Mal ist, dass John Patrick seinen Leitwolf absägen könnte, macht die Angelegenheit umso pikanter. Sie erinnert an den Umgang mit Coby Karl im vergangenen Jahr. Ist Shakur zu alt oder hat er eine zu starke eigene Meinung? Strengt er sich im Training nicht an? All dies würde nicht in die Vorstellung passen, die Patrick, von der Mannschaft hat.

Johnsons Schnelligkeit als Trumpf

Das Spiel gegen Alba Berlin am Samstagabend zeigte die Vorteile, die der neue und alte Spielmacher Kerron Johnson (20 Punkte) mit sich bringt. Sein Zug zum Korb ist durch seine Schnelligkeit kaum zu stoppen, auch nicht von Spitzenteams wie Berlin. Das Ludwigsburger Spiel ist mit ihm zwar sehr viel hektischer, aber auch schneller als mit Shakur – das war gegen Alba Berlin von Vorteil. Doch man bedenke: auch mit Shakur als entscheidendem Mann gewannen die MHP Riesen bereits zweimal im Eurocup gegen Berlin, mit seiner Ruhe und mit wichtigen Würfen.

Dass sich Shakur überhaupt verletzt hat, dafür nimmt Patrick auch sich selbst in die Verantwortung, denn die Verletzung ist eine Folge der Überlastung. Wer alle drei Tage im Durchschnitt 30 Minuten bei so einer Intensität spielen würde, wie er es verlangt, dem kann es schnell an die Gesundheit gehen, sagte der Trainer. „Mit den Minuten, die er gespielt hat, haben wir vielleicht eine Grenze überschritten“, so Patrick. Auch deshalb ist er froh, dass er in Kerron Johnson einen achten Ausländer im Team hat – obwohl er in der Liga nur sechs einsetzen darf. „Für die Zeit, in der wir jetzt mit Pokal, Liga und Eurocup eine Dreifachbelastung haben, brauchen wir das“, sagte John Patrick.

Das bedeutet zum einen, dass zwei Spieler pausieren müssen. Zum anderen natürlich auch, dass er rotieren kann. Neben Shakur saß am Samstag Shawn Huff auf der Tribüne, der junge Royce O’Neale (14 Punkte) und der Routinier Adam Waleskowski (22 Punkte) teilten sich die Minuten, die sonst Huff geblieben wären.