Das Stuttgarter Model Mia Grauke ist unfreiwillig auf einem Werbeposter für eine „Sexy-Strip-Show“ zu sehen gewesen. Dagegen wehrt sich das Playmate jetzt per Anwalt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wer Mia Grauke vor Augen hat, das erfolgreichste Stuttgarter Playmate, das in 17 Ländern auf dem Cover des „Playboys“ war, denkt nicht an einen Stock. Auch hat sie keinen verschluckt. Kurven sind vielmehr das Kapital der Tochter einer asiatisch-deutschen Liebe. Mit „Stockfotografie“, sollte man meinen, hat das Model wenig zu tun. Und doch hat man die 31-Jährige unfreiwillig als „Stockmaterial“ verwendet. Ein Fall für die Anwälte wird dies nun.

 

Als „Stockfotos“ werden Aufnahmen bezeichnet, die nicht für einen speziellen Auftrag produziert werden – sondern für den Bestand („to have in stock“ heißt: auf Lager haben). Aus so einem Bestand können sich Kunden für zuvor nicht genau festgelegte Zwecke bedienen – die einen Fotos sind lizenzpflichtig, kosten also, die anderen stehen zur freien Verfügung. Mia Grauke landete, ohne es zu wissen, Ende vergangenen Jahres auf einem Poster in Rheinland-Pfalz. Ein Club in Daaden bei Koblenz warb mit ihr für eine „Sexy-Strip-Show“.

Die Veranstalter der „Sexy-Strip-Show“ reagieren nicht

Dagegen wehrt sich die 31-Jährige nun. Über einen Anwalt hat sie die Clubbetreiber aufgefordert, 10 000 Euro Schadenersatz wegen „Rufschädigung“ zu zahlen. Werde kein Geld überwiesen, ziehe sie vor Gericht. Keiner der vielen Bildagenturen, die „Stockfotos“ anbieten, habe sie Aufnahmen überlassen, versichert Mia Grauke. „Zwei-, dreimal im Jahr“ komme es vor, dass sie via Facebook von Fotos erfährt, die man von ihr geklaut hat. In Wahrheit dürften es viel mehr sein. Auch wenn Erotik ihr Geschäft ist, steht für die Mutter einer Tochter fest: Niemals würde sie in einem solchen Club strippen. Ein Playmate wie das „Gesicht der Spielbank Stuttgart“ hat seinen Stolz.

Wie die Veranstalter der „Sexy-Strip-Show“ in Rheinland-Pfalz an ihr Foto gekommen sind, ist nicht zu erfahren. Auf unsere Anfragen haben diese nicht geantwortet, weder telefonisch noch schriftlich.

Dass „Stockmaterial“ mitunter ein merkwürdiges Eigenleben führt, ist in Stuttgart bestens bekannt. Eine hier ansässige Agentur hatte die Dreifachnutzung eines Videos öffentlich gemacht, das im Einsatz für FDP und NPD sowie für Quark war. Die Sequenz mit der besagten Familie kam nicht nur in Wahlspots der Liberalen und Rechtsextremen vor. Exakt dasselbe Filmchen ist auch noch in Finnland für Quarkwerbung verwendet worden. Nach den Recherchen der Stuttgarter Agentur hat die radelnde Familie bei einem internationalen Anbieter von Filmen und Fotos als „Stockmaterial“ 245 Euro gekostet. Ihren Kunden empfehlen die Werber deshalb, lieber ein eigenes Foto oder einen eigenen Film zu drehen, weil es sonst peinlich werden könnte.

Urheberrechtsverstöße sind ein gutes Geschäftsfeld für Anwälte

Das Netz ist voller Fotos, die man ganz einfach kopieren und verwerten kann. Für viele Anwälte ist es ein gewinnbringendes Geschäftsfeld, Urheberverstöße mit Unterlassungserklärungen und Zahlungsaufforderungen zu belegen. Bei A- , B- oder C-Promis überrascht es nicht, dass deren Anwälte bei geklauten Fotos ruck, zuck auf der Matte stehen. Welcher Buchstabe im Promi-Alphabet Mia Grauke gebührt, muss erst noch geklärt werden. Zu ihren Auftraggebern zählen Dessoushersteller, Firmen aus den Marktfeldern Zigarren, Haare und Kosmetik. Man kann sie für Partys buchen, um sich ein bisschen Glamour ins Haus zu holen. In Stuttgart mag man sie bei Bierfass-Schlägen oder Events gesehen haben – bundesweit ist sie nicht so berühmt, dass man sie auf Anhieb überall erkennt. Öffentliche Proteste gegen geklaute Fotos dienen aber auch letztendlich der Vermehrung ihres Ruhms.