2012 kam bei einem Angriff islamistischer Kämpfer im libyschen Bengasi unter anderem der US-Botschafter ums Leben. Michael Bay erzählt davon mit den Mitteln des Action-Kinos.

Stuttgart - Den mehr als erfolgreichen Michael Bay erwartet man als Produzenten und Regisseur dort, wo die Suggestionstechniken teuerster Werbeproduktionen auf die Konstrukte des Action- und Heldenkinos treffen. Man erwartet ihn nicht auf einem dünnen Drahtseil über einem politischen Abgrund. Und doch wagt er mit „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ solch eine Balanceübung.

 

Im September 2012 griffen islamistische Kämpfer ein schwach gesichertes amerikanisches Diplomatenquartier und eine CIA-Basis im libyschen Bengasi an. Mehrere Amerikaner kamen ums Leben, auch der Botschafter J. Christopher Stevens. Amerikas Konservative versuchten jahrelang, einen Skandal – schlechte Planung, unterlassene Hilfeleistung – zu konstruieren, um Barack Obama und Hillary Clinton aus ihren Ämtern zu kegeln.

Hie Amerikaner, da der Mob

Die Kabale ist gescheitert, aber Bengasi blieb ein Schlüsselbegriff für Obama-Hasser und Verschwörungstheoretiker. Bay erzählt nun Schritt für Schritt aus Sicht des Sicherheitspersonals, wie sich Angriff und Verteidigung im Lauf der Stunden entwickelten. Die Bildsprache ist ganz die des patriotischen Heldenstücks: Die Amerikaner erleben wir als nette Leute auch privat, die Angreifer sind ein finsterer Mob ununterscheidbarer Hassfratzen.

Doch Bays Film, für den sowohl „Black Hawk Down“ als auch „Zero Dark Thirty“ Pate standen, zeigt zwar die verzweifelte Lage der Kämpfer vor Ort, aber er tippt auch die logistischen und rechtlichen Schwierigkeiten eines militärischen Eingreifens an. Liberale sollen aus der furios inszenierten Actionshow die Beruhigung ziehen, die Obama-Administration trage keine Schuld. Konservative sollen gezeigt bekommen, dass Amerika im Felde immer noch unbesiegbar wäre, würden echte Kerle nicht von Regeln und Politikern behindert.

13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi. USA 2015. Regie: Michael Bay. Mit James Badge Dale, John Krasinski, Max Martini. 145 Minuten. Ab 16 Jahren.