Michas Lädle im Heusteigviertel Stuttgarter Kultladen bekommt neuen Chef

Michael Schmidt vor seinem Michas Lädle im Heusteigviertel in der Weißenburgstraße. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Ende einer Institution: Nach 13 Jahren übergibt Michael Schmidt Michas Lädle im Heusteigviertel am 1. Februar seinem Nachfolger. Was ist der Grund?

Lokales: Armin Friedl (dl)

13 Jahre lang hat Michael Schmidt Michas Lädle im Heusteigviertel in der Weißenburgstraße 8 geführt, hat es in dieser Zeit bekannt gemacht weit über das Viertel hinaus, denn außer Kioskwaren für den täglichen Bedarf gab es dort auch immer kleine Kunstausstellungen zu sehen. Doch jetzt hört er auf, „aus gesundheitlichen Gründen“, wie Schmidt sagt. „Das Kaufverhalten hat sich sehr verändert in den letzten Jahren“, so Schmidt, der Ton der Leute sei generell viel rauer geworden, auch in seinem Lädle. Das ist ebenso ein Grund, weshalb Schmidt jetzt die Reißleine zieht. Leerstand wird es deshalb aber nicht geben in dem Eckhaus, ein neuer Besitzer übernimmt ab dem 1. Februar. „Der neue Mann ist sehr freundlich und kompetent, er hat Erfahrung im Führen solcher Geschäfte, da steckt letztlich die ganze Familie drin“, so Schmidt: „Er übernimmt auch meine Angestellte“.

 

Der Name „Michas Lädle“ wird wohl fürs Erste bleiben, anderes wird sich schneller ändern. „Die Büromaterialien und die Glückwunschkarten werden verschwinden“, so Schmidt: „Diesen Schritt hätte ich auch gemacht im Laufe dieses Jahres, das trägt sich heute nicht mehr“. Der neue Inhaber wird den damit frei gewordenen Raum wohl dafür nutzen, um Service und Artikel rund ums Handy anzubieten. Ob Schmidt dies auch so gemacht hätte, lässt er offen. Aber wahrscheinlich hätte er eher was anderes gemacht.

Paketstation wird wohl bleiben

Bleiben werden wohl erst mal die Zeitschriften. Und die Paket-Station. „Die Paket-Verteilung bringt heute richtig Geld“, so Schmidt. Doch genau die hat ihm auch viel Verdruss eingebracht mit unzufriedenen Kunden. Auch wenn er als reine Verteilerstation am wenigsten kann für die vermeintlichen Unzulänglichkeiten der Zusteller. Andererseits war dies eine gute Geschäftsgrundlage in den Pandemie-Jahren.

Man spürt, dass Schmidt der Abschied von seinem Lädle nicht leicht fällt: „Da steckt viel Herzblut drin.“ Auch was die Ausstellungen betrifft. „Das war kein großes Geschäft, eher ein kleines Zubrot“, so Schmidt, doch eines, das im Viertel immer wieder für Gesprächsstoff sorgte. Schmidt: „Auch wenn das Geschäft geschlossen war, gab es an den Schaufenstern ein Angebot zum Anschauen und zum Diskutieren.“ Denn Schmidt hat auch kritische Zeitgeister wie den Grafiker Klaus Staeck in Gestalt seiner Arbeiten ins Heusteigviertel geholt.

In der Auswahl der Künstler hat er sich beraten lassen von einem Nachbarn, der in diesem Bereich aktiv ist. Aktuell sind da Arbeiten des Kunsttherapeuten Thorsten Schubert zu sehen. Schmidt: „Die Texte und Grafiken von ihm kommen gut an, er konnte da auch schon einiges verkaufen. Aber auch so bleiben viele Leute gerne länger vor dem Laden stehen, um sich damit auseinanderzusetzen“. Schmidts Credo: „Ich schaue mir halt gerne schöne Dinge an. Und daran sollen auch die Nachbarschaft und die Kunden ihre Freude haben“. Dieser Teil von Michas Lädle wird vom 1. Februar an auf jeden Fall der Vergangenheit angehören.

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