Die Demokratin Hillary Clinton hat schlagkräftige Prominenz, die für sie im Wahlkampf trommelt. Aber ihre wertvollste „Waffe“ ist First Lady Michelle Obama, die ihr leidenschaftlich, warm und redegewandt zu Seite steht.

Des Moines - Dass Hillary Clinton im Wahlkampf-Endspurt wichtige Schützenhilfe aus dem Weißen Haus erhält, war von vornherein klar. Überraschend ist allerdings, wer sich als wertvollste Waffe der US-Demokratin entpuppt hat: die First Lady und nicht der Präsident. Michelle Obama hat sich unter all den Prominenten, die für Clinton trommeln – von Barack Obama über „Vize“ Joe Biden bis zu den Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren – zweifellos als schlagkräftigste Helferin herausgestellt. Nicht nur ist die populäre 52-Jährige rhetorisch überaus stark. Sie verfügt auch über eine mit Leidenschaft gepaarte Wärme, die der Präsidentschaftskandidatin Clinton nicht gerade nachgesagt wird.

 

Gut für Clinton, dass es die First Lady gibt

Bisheriger Höhepunkt war ein Auftritt in der vergangenen Woche, der zu einer emotionalen und scharfen Anklage des republikanischen Spitzenbewerbers Donald Trump wurde. Dessen auf einem Video festgehaltene Prahlereien mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen habe sie bis in ihr Mark erschüttert, „in einer Weise, die ich nicht hätte vorhersagen können“, sagte Michelle Obama. Äußerungen dieser Art sind von der 68-jährigen Clinton selten zu hören, wohl auch deshalb, weil ihr Sex-Vorwürfe gegen ihren eigenen Mann Bill Fesseln anlegen. „Wir wissen natürlich, wie Trump antworten würde, wenn Hillary Clinton im Wahlkampf ähnliche Argumente anbrächte (wie Michelle Obama)“, sagt die demokratische Strategin Lis Smith. „Er würde den früheren Präsidenten Clinton angreifen und alte Geschichten aus den 1990er Jahren anführen.“ Wie gut für Clinton, dass es die First Lady gibt. Michelle Obama hatte schon auf dem Parteitag der Demokraten im Juli einen bemerkenswerten Auftritt. Ihr Satz „Wenn sie auf ein tiefes Niveau sinken, steigen wir auf ein hohes“ gehört zu den erinnerungswürdigsten dieser Veranstaltung. Clinton selber hat ihn im Wahlkampf mehrere Male benutzt.

Obamas Worte haben besondere Wirkung

„Michelle Obama gilt als eine so authentische Stimme, dass Leute das Gefühl haben, dass es – egal, worüber sie spricht – wirklich aus ihrem Innern kommt“, sagt die demokratische Strategin Mary Anne Marsh. Für den Clinton-Wahlkampf ist der Einsatz der First Lady auch deshalb enorm wertvoll, weil sie nicht nur bei der demokratischen Basis – vor allem jungen Menschen – gut ankommt. Sie erreicht auch die Gruppe der unabhängigen und unentschlossenen Wähler. Diese Bedeutung spiegelt sich darin wider, dass das Clinton-Lager für Donnerstag eine Kundgebung mit Michelle Obama im traditionell republikanischen Arizona angesetzt hat. „Es gibt keinen mächtigeren Fürsprecher unserer Kampagne“, formuliert es Clintons Kommunikationsdirektorin Jennifer Palmieri. Die First Lady werde nicht als politische Figur betrachtet, wenn sie sich äußere, und das gebe ihren Worten eine besondere Wirkung.

Schien Michelle Obama bei der ersten Bewerbung ihres Mannes ums Präsidentenamt 2008 eine eher widerwillige Wahlkämpferin zu sein, ist sie im Laufe der acht Jahre auf der nationalen Bühne zusehends selbstbewusster geworden. Sie kommt mit dem Rampenlicht bestens klar, hat es für ihren Kampf gegen Fettleibigkeit schon bei Kindern oder für Bildungsinitiativen genutzt. Sie hält ihre eigenen Veranstaltungen ab und zeigt in Talkshows und Interviews ihre humorige Seite.