Die Stadt meint es nicht ernst mit ihrer Wohnungspolitik, sagt der Dekan der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. „Bezahlbaren Wohnraum“ hält für eine reine Worthülse.

Stuttgart - Politiker von Stuttgart bis Berlin haben bezahlbares Wohnen als Ziel ausgelobt. Für Robert Göötz ist der Begriff nicht mehr als eine Worthülse. Denn aus seiner Sicht ist die Politik einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass Wohnen stetig teurer wird. Angesprochen auf die Bemühungen von Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) bemängelt der Wissenschaftler fehlende Ernsthaftigkeit.

 
Herr Göötz, besonders in Stuttgart klagen die Menschen über steigende Wohnkosten. Sie aber sprechen von sinkenden Mieten. Das müssen Sie erklären.
Die Kaltmieten sind in Deutschland im europäischen Vergleich in den vergangenen Jahren kaum gestiegen. Die Mieten haben im Vergleich zum Preis für andere Güter wie etwa Lebensmittel oder Bahntickets einen sehr langsamen Preisanstieg verzeichnet und sind teilweise sogar zurückgegangen. Das lässt sich statistisch belegen.
Wieso wird dann so viel über steigende Mieten geklagt?
Während die realen Kaltmieten in Stuttgart beispielsweise in zehn Jahren um rund neun Prozent gesunken sind, haben sich die Energiekosten um bis zu 30 Prozent erhöht. Das ist ein Grund, warum das Wohnen insgesamt deutlich teurer geworden ist. Für einen großen Teil dieses Preisanstiegs ist im Übrigen der Staat aufgrund von Steuern und Abgaben verantwortlich.
Ist also allein die Politik schuld am teuren Wohnen?
Nein, die Mieter tragen selbst dazu bei, dass Wohnen teurer wird. Denn im Schnitt bewohnen wir deutlich mehr Fläche als früher. Während die Menschen vor Jahren pro Kopf weniger als 30 Quadratmeter bewohnt haben, sind es heute bereits mehr als 40 – Tendenz weiter steigend. Die Menschen bezahlen also mehr fürs Wohnen, doch das hat nur begrenzt mit steigenden Kaltmieten zu tun.