Viele Kommunen im einstigen Kreis Leonberg verfügen über einen Mietspiegel. In Gerlingen und Korntal ist das Wohnen im Durchschnitt sehr kostspielig.

„Wie in anderen Metropolregionen in ganz Deutschland herrscht auch in Leonberg ein verhältnismäßig großer Wohnungsdruck“, weiß Sebastian Küster, Sprecher der Stadt Leonberg. Tatsächlich ist Leonberg eine von 89 Kommunen in Baden-Württemberg, in denen ein besonders angespannter Wohnungsmarkt festgestellt wurde und in denen daher eine Mietpreisbremse gilt. Sie soll Mietpreise deckeln, damit das Wohnen bezahlbar bleibt. Weitere solcher Städte im einstigen Landkreis Leonberg sind Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) und Heimsheim (Enzkreis). Dass es aber noch weit teurer geht als in diesen drei Kommunen, zeigt ein Blick auf die vorhandenen Mietspiegel.

 

Im Altkreis Leonberg verfügen bis auf Renningen und Rutesheim alle Städte und Gemeinden über einen eigenen Mietspiegel. Weissach, Heimsheim sowie sechs weitere Enzkreisgemeinden, darunter Mönsheim, Wimsheim und Friolzheim, haben sich für diese Aufgabe zusammengetan und einen gemeinsamen Mietspiegel in Auftrag gegeben. Das Dokument soll ab Dezember offiziell gültig sein.

In Gerlingen ist das Wohnen besonders teuer

Insgesamt sind die Mietspiegel einzelner Kommunen untereinander nur schwer vergleichbar, da sie zum Teil nach unterschiedlichen Kriterien erstellt werden. Zudem können selbst innerhalb derselben Stadt die Durchschnittsmieten, je nach Ortsteil oder Straßenzug, immens schwanken. Im Ortskern von Leonberg kostet der Quadratmeter mitunter bis zu einem Euro mehr als im Ortsteil Gebersheim. Auch die Punktetabellen, wofür die Vermieter Abzüge oder Zuschläge berechnen müssen und vor allem in welcher Höhe, sind von Kommune zu Kommune unterschiedlich.

Was sich dennoch auf den ersten Blick erkennen lässt: In Gerlingen sind die Durchschnittsmieten, verglichen mit anderen im ehemaligen Kreis Leonberg, am teuersten, ob bei kleinen oder großen Wohnungen. Nur knapp dahinter folgt Korntal als Ortsteil von Korntal-Münchingen. Die Mieten in Korntal sind vergleichbar mit denen in den teuersten Ecken von Stuttgart, Gerlingen liegt sogar noch darüber.

Eher überraschend dagegen: Selbst im Ortskern von Leonberg liegen die durchschnittlichen Basismieten zum Teil sogar unter denen von Heimsheim und Weissach. Eine weitere Überraschung offenbarte die dortige Mietspiegelerstellung: In Friolzheim sind die Durchschnittsmieten offenbar noch höher als in Heimsheim mit dessen direkter Autobahnanbindung und Weissach mit Arbeitgeber Porsche. Eine Ursache dafür konnte aber nicht ermittelt werden.

Ein neues Wohngebiet für Leonberg

„Beim Mietspiegel bewegt sich Leonberg etwa auf einem Niveau mit Böblingen und anderen Städten in zentraler Lage“, sagt Sebastian Küster. Um dem Druck auf dem Wohnungsmarkt zu begegnen, treibe die Stadt den Bau neuer Wohnungen stark voran. „So entsteht etwa auf dem Gebiet ,Hinter den Gärten‘ in Warmbronn und auf der Fläche am Unteren Schützenrain ein großes Neubaugebiet.“ Insgesamt sieht das Konzept der Firma Weisenburger für den Unteren Schützenrain 48 Wohneinheiten vor. Davon werden 15 als bezahlbarer Wohnraum und elf Prozent als preisgedämpftes Wohneigentum realisiert. Das Projekt wurde erst vor wenigen Wochen in den Ausschüssen und im Gemeinderat vorgestellt.

Verfügt eine Kommune nicht über einen eigenen Mietspiegel, kann das unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel, wenn die Zahl an Neuvermietungen nicht groß genug ist, um ausreichend Daten für einen aussagekräftigen Mietspiegel zu erhalten. In diesen Fällen orientieren sich die betreffenden Kommunen meist an nahe gelegenen Städten. Rutesheim und Renningen beispielsweise verweisen auf den Mietspiegel von Leonberg. Fremde Mietspiegel sollen allerdings nur der Orientierung dienen und sind nicht bindend.

In Renningen galt zeitweise auch eine Mietpreisbremse

„Wir haben zurzeit schlicht nicht die Personalkapazitäten dafür, und es ist auch keine gesetzliche Pflichtaufgabe“, sagt Peter Müller, Erster Beigeordneter von Renningen. Die Stadt bildet mit dem großen Bosch-Forschungscampus sowie drei Bahnhöfen und der direkten Anbindung an die B 295 und B 464 einen überaus gefragten Wohnort.

Zeitweise galt daher sogar eine Mietpreisbremse, von 2015 bis 2020. „Aber nur, weil seinerzeit das Neubaugebiet Schnallenäcker III mit mehr als 13 Hektar Bruttofläche und mehr als 400 Wohneinheiten unberücksichtigt blieb“, so Müller. Das neue Wohngebiet an der Nelkenstraße wird derzeit erschlossen, Schnallenäcker IV soll später auch noch realisiert werden. Einen eigenen Mietspiegel gab es allerdings auch vor 2020 nicht. „Wir hatten uns schon damals am Leonberger Mietspiegel orientiert.“