Die Politiker aus Stuttgart und der Region tragen alle ihren Teil dazu bei, dass Wohnen zunehmend zum Luxusgut wird. Das darf so nicht bleiben. Es bedarf dringend einer Strategie, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann, meint Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Es ist den Statistikern nicht vorzuwerfen, dass sie sich um Zahlen kümmern, im Gegenteil: Es ist ihre vordringliche Aufgabe, Politikern, Unternehmern, aber auch ganz normalen Bürgern Daten zu liefern, auf deren Basis kluge Entscheidungen getroffen werden können. Insofern ist auch der am Freitag bekannt gewordene Wert von 7,2 Prozent Mietpreissteigerung in den vergangenen beiden Jahren in Stuttgart keineswegs den Zahlenmenschen aus dem Rathaus anzulasten, sondern den Politikern – und zwar nicht nur denen aus Stuttgart, sondern auch jenen, die in den Städten und Gemeinden der Region regieren.

 

Beim Planen wurde der Faktor Zeit vergessen

Sie alle haben Anteil daran, dass das Wohnen in der Herzkammer des Landes zu einem Luxusgut geworden ist. In ihren Abwägungen zwischen Umweltschutz und Flächenversiegelung, zwischen Nachverdichtung und Neubausiedlung haben sie eines übersehen: den Faktor Zeit.

Jedes Jahr ziehen Tausende von Menschen nach Stuttgart und in die umliegenden Kommunen. In Anbetracht dieses Wachstums können keine ideologischen Schlachten mehr geschlagen werden. Stattdessen ist Solidarität angesagt. Es ist höchste Zeit, dass sich Stadtplaner, Bürgermeister, aber auch die Lobbyisten für Mieter und Hausbesitzer aus der Region zusammensetzen, um eine Strategie für mehr bezahlbaren Wohnraum zu entwickeln. Der Verband Region Stuttgart wäre der richtige Moderator dafür. Denn das Denken darf nicht am eigenen Kirchturm oder bei den Interessen der eigenen Klientel aufhören.

holger.gayer@stzn.de