Haus & Grund versteht die Aufregung um die Höhe der Mieten in Stuttgart nicht: Die Eigentümer-Schutzgemeinschaft jedenfalls sieht keine Dramatik bei der Preisentwicklung für Mietwohnungen.

Stuttgart - Wir wollen das Problem nicht weg- und schönreden“, sagt Klaus Lang, der Vorsitzende des Stuttgarter Haus- und Grundbesitzervereins. Dennoch bewertet er die Diskussion über die Miethöhen in der Landeshauptstadt als überzogen. „Wir haben einen intakten Mietmarkt“, sagt Lang. Zu hohe Mieten sieht er nur „als ein Problem für eine Minderheit“. Ihm ist bewusst, dass es für Menschen mit geringem Einkommen in Stuttgart nur wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Dies sei aber vor allem die Schuld der öffentlichen Hand. Es gebe zu wenige Sozialwohnungen, die Belegung des geförderten Wohnraums würde nicht kontrolliert. „Wenn man die Wohnung mal hat, dann hat man sie oft bis zum Lebensende“, ergänzt der Haus & Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker: „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“

 

Um die Situation für die Betroffenen zu entschärfen, heißt für Lang und Wecker die Lösung: Subjektförderung. „Die öffentliche Hand muss den Betroffenen Wohngeld und Mietkostenzuschüsse gewähren“, sagt Wecker. Der Bau neuer Sozialwohnungen sei nicht schnell zu realisieren. Kein Verständnis haben Wecker und Lang dafür, dass die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft SWSG nur die Hälfte ihrer 18 000 Wohnungen als Sozialwohnungen bewirtschafte. Ziel müsse es sein, „Wohnraum für einkommensschwache Bürger zur Verfügung zu stellen“, sagt Lang.

Der Mietpreis für einen Quadratmeter Wohnraum liegt in Stuttgart laut dem seit Januar gültigen Mietspiegel im Schnitt bei 7,61 Euro. Damit liegt Stuttgart aus Sicht von Haus & Grund im Mittel vergleichbarer Städte – bei wirtschaftlich weitgehend sehr guten Bedingungen. Dass der Mieterverein, andere Organisationen und Parteien das Thema aktuell stark fokussierten, sei dem Bundestagsvorwahlkampf geschuldet, meint Lang. Der Aufschrei sei von Berlin aus eingetaktet worden. „Die kommen aber mit ihrem Protest zur völlig falschen Zeit“, sagt Wecker. Er zeigt anhand von Daten des Statistischen Amtes der Stadt auf: von 1983 bis 1992 sind die Mietpreise jährlich um rund 4,9 Prozent gestiegen, in der Dekade danach waren es jährlich rund 3,6 Prozent. Von 2003 bis 2012 stiegen sie jährlich nur um 2,4 Prozent. Stuttgart liege bei den Steigerungen auch im Vergleich mit anderen Städten nicht im Spitzenfeld. Während von 2007 bis 2012 laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Mieten in Berlin um 27,6 Prozent gestiegen seien, hätten sie in Stuttgart nur um 13,3 Prozent zugelegt. Dies habe auch dazu geführt, dass die Renditen der Investoren immer weiter gesunken seien.

Aufgabe der Privaten könne es jedoch nicht sein, Wohnraum zu schaffen, der am Ende unter den Kosten zur Verfügung gestellt werde. „Wir sehen uns also nicht als Teil des Problems, sondern der Lösung“, sagt Wecker. Er ist sicher, dass bei geeigneten Anreizen von Stadt und Land auch wieder mehr Geld in den Wohnbau investiert wird. Auch müsse mehr Wohnraum für Studenten in Heimen geschaffen werden, da auch die Zunahme der Wohngemeinschaften das Angebot an Wohnungen verknappe.

Höhe der Grundsteuer beklagt

Der Haus- und Grundbesitzerverein mit seinen aktuell 19 349 Mitgliedern, die mehr als 100 000 Wohnungen besitzen – rund 70 000 davon auf Stuttgarter Markung – hat beim Bürgerhaushalt seine Forderung unterstrichen, die Grundsteuer B deutlich zu senken. Beim letzten Doppelhaushalt sei der Hebesatz von 400 auf 520 Prozent angehoben worden. Ziel sei es nun, diesen wieder auf 450 Prozent zu reduzieren. „Das käme auch den Mietern zugute, denn diese werden ja daran beteiligt“, so Klaus Lang. Er wird mit Ulrich Wecker am Samstag, 23. März, in der Liederhalle bei der Hauptversammlung des Vereins über dessen Entwicklung berichten. Er ist einer der größten in der Republik. Seine Mitglieder besitzen rund ein Viertel aller privaten Mietwohnimmobilien in der Stadt.