Die Mighty Oaks haben am Dienstagabend im ausverkauften LKA in Stuttgart gespielt. Ihr Indie-Folk ist im Moment sehr erfolgreich – aber zu harmlos, um wirklich hervorzustechen.

Stuttgart - Es ist schon ein ziemlicher Schritt vom Kellerklub ins LKA Longhorn. Bei ihrem letzten Konzert in Stuttgart haben Mighty Oaks noch in Ersterem gespielt, erzählt Sänger Ian Hooper, und fügt bescheiden hinzu: „Da waren ein bisschen weniger Leute da“. Mittlerweile ist die internationale, in Berlin ansässige Indie-Folk-Band in der Massentauglichkeit der größeren Hallen angekommen. Das LKA ist an diesem Abend schon im Vorfeld ausverkauft – so wie auch fast jede andere Show der aktuellen Deutschlandtour.

 

Es läuft gut für die Mighty Oaks. Songs wie „Seven Days“ oder „Just One Day“ sind radiotaugliche Ohrwurm-Kandidaten, die niemandem weh tun. Der derzeitige Erfolg der Band ist da nicht schwer nachzuvollziehen. Hinzu kommt der stylische Look: Holzfällercharme gepaart mit Hipster-Elementen, Hoopers lange Haare und etwas Bartwuchs – fertig ist ein Konzept, das für die Mighty Oaks aufgeht. Die Band könnte auch dem aktuellen Frontlineshop-Katalog entsprungen sein. Holzfällerhemden, das war mal Grunge und Kurt Cobain und weit davon entfernt, von irgendjemandem als ‚hip’ betitelt zu werden.

Harmlose Indie-Songs

Da ist es fast zweitrangig, dass es musikalisch bei den Mighty Oaks eher seicht zugeht. Ihre Songs sind ausnahmslos harmlose Indie-Lieder, die ein breites Publikum ansprechen. Die Hemdträger-Schickeria hat sich im LKA am Dienstagabend ebenso eingefunden wie die Indie-Hipster, die immer noch dem 80er Jahre-Trend hinterherhecheln.

Mighty Oaks werden oft mit Mumford & Sons verglichen. Der Vergleich aber hinkt. Mumford & Sons haben den Folk überhaupt erst wiederbelebt und füllen damit eine Nische, die so gut keine andere Band füllen kann. Dass Mighty Oaks in der Vergangenheit mit den Kings of Leon getourt sind, passt da schon besser ins Bild. Wie alternativ kann eine Band schließlich sein, die ohne jede Scheu Rihanna covert?

Geschliffener Sound

Viele Bands sind live noch ein bisschen besser als auf Platte, viele lernt man erst auf der Bühne richtig zu lieben. Bei den Mighty Oaks ist es eher umgekehrt: Ihre Songs funktionieren am besten als kunstvoll gemachtes drei-Minuten-Video wie zu „Brother“ oder „Just One Day“. Lagerfeuerromantik, ein bisschen Natur, und, ja, auch die Hipness, das sind die Dinge, die den Mighty Oaks gut zu Gesicht stehen.

Dass sich das Publikum stellenweise noch angeregt während des Konzerts in Stuttgart unterhält, sagt schon einiges. Die Musik plätschert nett dahin, aber so richtig vom Hocker reißen tut sie eben nicht – der Biss fehlt. Man ist nicht plötzlich überwältigt von der Großartigkeit der Mighty Oaks, dafür ist alles zu glattpoliert. Ecken und Kanten? Nee, lass das mal andere machen.

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