Die Grenze zu Kroatien ist seit mehreren Tagen dicht. Der Rückstau in Griechenland, Mazedonien und Serbien wird immer länger. Das liegt unter anderem an dem neu eingeführten Dokument für Flüchtlinge, berichtet Julia Bosch aus Serbien.

Adasevci - Neben der Autobahn, an der Grenzstation Adasevci, rund 15 Kilometer vor der Grenze zu Kroatien, sitzt Hussein Fayez seit einer knappen Woche fest: „Es geht seit Sonntag nicht mehr weiter“, sagt der Syrer, der mit seiner Frau und vier Kindern auf dem Weg nach Deutschland ist. So schnell wie möglich wolle er weiter in Richtung Westeuropa: „Ich möchte nie wieder in ein arabisches Land zurückkehren“, sagt er. In seiner Heimat habe er ununterbrochen das Geräusch von niederfallenden Bomben gehört.

 

So wie ihm geht es seit Anfang dieser Woche mehreren Tausend Flüchtlingen auf der Balkanroute. Seit Montag fährt kein Zug mehr von Serbien nach Kroatien, was eine Kettenreaktion auslöste: In Griechenland, Mazedonien und Serbien sitzen die Menschen fest. „Bisher mussten die Flüchtlinge nie länger als 14 Stunden an der Transitstation Adasevci warten“, sagt Giorgi Sanikidze vom Flüchtlingswerk UNHCR. Nun harrten viele Flüchtlinge mittlerweile seit einer knappe Woche dort aus. Sanikidze ist seit einem halben Jahr mit zwölf UNHCR-Kollegen rund um die Uhr vor Ort.

Viele sind noch mit den alten Dokumenten unterwegs

Eigentlich sollte seit Anfang der Woche der Transit auf dem Balkan besser geregelt sein als in den Monaten zuvor. Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien hatten sich auf ein einheitliches Flüchtlings-Durchreisesystem geeinigt, das am vergangenen Wochenende startete. Anstatt die Daten der Flüchtlinge an jeder Grenze neu aufzunehmen und Papiere zu erstellen, soll ein einziges Dokument reichen. „Viele Flüchtlinge sind aber noch mit den alten Dokumenten unterwegs“, sagt Sanikidze. Nun erkenne Kroatien deren Registrierung plötzlich nicht mehr an: „Die Grenzpolizei weiß gerade nicht, was sie mit diesen Menschen machen soll.“ Eine weitere Unsicherheit seien die Flüchtlinge aus Afghanistan: Keiner wisse so recht, ob diese nun weiterreisen dürften oder nicht. Lediglich die meisten der geflüchteten Syrer und Iraker kämen theoretisch noch weiter.

Zudem dürfen laut der serbischen Regierung künftig nur noch 500 Flüchtlinge täglich über die Route nach Österreich und Deutschland reisen. „Gestern Abend haben wir diese Information von der kroatischen Polizei erhalten, die ihrerseits diese Nachricht von der slowenischen Polizei bekommen hatte“, sagte der serbische Innenminister Nebojsa Stefanovic am Freitag. In Serbien würden derzeit rund 2000 Flüchtlinge auf die Weiterreise warten, in Griechenland sind es nach Regierungsangaben sogar 20 000. Tausende Menschen campieren bereits unter freiem Himmel. jub