Die Zahlen von Asylbewerbern aus den Balkanstaaten nehmen im Land kontinuierlich ab, fast die Hälfte sind Syrer. Durch ein Förderprogramm der Landesregierung sollen bis Herbst 500 Flüchtlinge in eine Tätigkeit vermittelt werden.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Die Befürchtung, dass viele Menschen ausschließlich aus einer wirtschaftlichen Perspektive heraus als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, scheint sich immer mehr zu erübrigen. Die Statistiken des baden-württembergischen Integrationsministeriums zeigen, dass aus den Balkanstaaten fast keine Neuankömmlinge mehr im Land eintreffen. Flüchtlinge aus Syrien machen mittlerweile fast die Hälfte der im Südwesten Ankommenden aus.

 

Insgesamt verzeichnete man in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 97 822 Asylbewerber. Davon sind 37 Prozent Syrer, zwölf Prozent aus Afghanistan und elf Prozent aus dem Irak. Die Herkunftsländer Albanien und Kosovo machen jeweils gut fünf Prozent aus, Serbien und Mazedonien knapp drei Prozent. Von September an ist die Zahl der Menschen aus den Balkanstaaten erheblich zurückgegangen: Im Dezember kamen lediglich noch 24 Albaner in Baden-Württemberg an, 39 aus dem Kosovo, 79 aus Serbien und 44 aus Mazedonien.

Flüchtlinge sollen Ausbildungsplätze besetzen

In den Statistiken ist eine deutliche Kurve zu erkennen: Von Januar bis Oktober sind die Zahlen der ankommenden Flüchtlinge von 3700 im Januar bis hin zu 17 300 im Oktober gestiegen. Seitdem ist eine langsame Abnahme erkennbar: Im Dezember wurden noch 12 370 Asylbewerber registriert. Insgesamt muss die Zahl jedoch höher angesetzt werden, als die der 97 822 registrierten Menschen, die vorrangig in Flüchtlingsunterkünften untergebracht sind: „An den Toren der Landeserstaufnahmeeinrichtungen haben wir 185 185 Flüchtlinge gezählt“, sagt ein Sprecher des Integrationsministeriums. Fast die Hälfte davon sei aus verschiedenen Gründen aber nicht in Baden-Württemberg geblieben, noch nicht registriert worden oder stelle nicht zum ersten Mal einen Antrag auf Asyl.

Für dieses Jahr hat sich die Landesregierung vorgenommen, mehr Asylbewerber in  Betriebe zu vermitteln. Einerseits ist Arbeit das wichtigste Kriterium für eine funktionierende Integration, andererseits hofft man auch, Betriebe bei der Suche nach Auszubildenden zu unterstützen. Ende August 2015 zählte die baden-württembergische Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit noch 18 340 unbesetzte Lehrstellen. In diesem und dem kommenden Jahr sollen durch die Beschäftigung von Flüchtlingen weniger Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur suchen künftig 40 sogenannte Kümmerer die Flüchtlinge heraus, die für eine berufliche Ausbildung geeignet sind, und unterstützen sie anschließend bei der Vermittlung in Ausbildungs- und Praktikumsplätze. „Bei einem Betreuungsschlüssel von mindestens 1:20 können die Kümmerer rund 750 Flüchtlinge landesweit betreuen“, sagte der Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) am Donnerstag. Bis Herbst 2016 sollen durch das Programm rund 500 Flüchtlinge in eine Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung vermittelt werden.

Land stellt 3,6 Millionen Euro zur Verfügung

Für das Eingliederungsprogramm stellt die Landesregierung insgesamt 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen bis Ende 2017 die 37,5 neu geschaffenen Stellen für die Kümmerer gefördert werden. Laut dem Wirtschaftsminister Schmid sind bereits 29 Anträge für das Programm eingegangen. „Die große Resonanz zeigt den Bedarf und die Bereitschaft der Kammern und Betriebe, sich für die Ausbildung von Flüchtlingen zu engagieren“, sagte er.

Unterdessen lernen seit November landesweit rund 17 000 Flüchtlinge, die eine gute Bleibeperspektive haben, in von der Bundesagentur für Arbeit finanzierten Sprachkursen Deutsch. Die Kurse sind Teil einer einmaligen Notfallhilfe, die Engpässe bei der Sprachförderung überbrücken soll, teilte die Regionaldirektion mit. Bundesweit lernen 165 000 Flüchtlinge in den 320 Stunden umfassenden Kursen Deutsch.