Eine kontinuierliche Arbeit mit konstruktiven, verantwortungsbewussten Vorschlägen aus den eigenen Reihen sei für den Aufschwung notwendig, denn zunächst sei dieses Parlament „nur ein Werk des Mutes: Es wird nur dann mehr werden, wenn wir Emigrierten und Mitglieder dieses ,Parlaments‘ verstehen werden zu zeigen, dass unsere bürgerliche Reife unserem Mut nicht nachsteht.“

 

Antonio Maspoli wurde damals zum Präsidenten des Parlaments gewählt. Zu seiner Seite standen der Kleine Rat (Exekutive), der Große Rat (Legislative) und sechs Arbeitskommissionen. Bis bis in das Jahr 1965 hinein lassen sich vier Plenarsitzungen dokumentieren.

Den Gewerkschaften war die Bewegung nicht geheuer

Das Emigrierten-Parlament, das vor einem halben Jahrhundert im Raum Stuttgart Furore machte, war eine moderne, interkulturell angelegte, urdemokratische Organisation, die selbst in der kurzen Zeit ihrer Existenz ein Vorbild an aktiver Selbstinitiative war. So vorbildlich, dass den Gewerkschaften selbst der Elan Maspolis, eines gebürtigen Schweizers, der als Delegierter der italienischen Gewerkschaft UIL-Ital in Deutschland angestellt war, wohl zu weit ging. In Aktennotizen der DGB-Spitzen wird ersichtlich, dass sich der Organisationssekretär der italienischen Partnergewerkschaft, Ravenna „vor allem gegen die Hereinnahme anderer Nationen“ wendet und sogar androht „ein eigenes Parlament“ aufzubauen, sollte Antonio Maspoli nicht gebremst werden.