Anfang des Jahres ist die Einkaufslaune traditionell gedrückt – auch in den großen Stuttgarter Einkaufszentren. Dennoch haben die Betreiber Grund zum Optimismus.

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Oder: Er kann sich zumindest in Ruhe anschauen, wie es ums Angebot an Würmern steht. Marius Hammer (22) und sein Kumpel Jonas Elias (19) sind jedenfalls schon reichlich früh im Milaneo an diesem Samstag. Kurz nach 11 Uhr schlendern sie durchs Shoppingcenter. „Vor dem Stadion ein bisschen gucken und etwas essen“ wollen die Fußball-Fans aus Hachenburg. Obwohl es für den Wochenendbummel noch zeitig ist, füllt sich die Mall minütlich. Alina Knobel (22) und ihr Freund André Hipp (22) haben sich erst mal einen Kaffee besorgt. Nachher wollen die Konstanzer noch ins Breuningerland nach Sindelfingen. Ob sie etwas Bestimmtes kaufen wollen? „Eher weniger“, sagt André Hipp. Nach dem Weihnachtsstress stehe das Schlendern im Vordergrund.

 

Bummeln ja, aber nicht zwangsläufig kaufen, das eint viele an diesem Samstag im Milaneo. Kein Wunder. Der Januar gilt als teuerster Monat. Das Konto ist nach Weihnachten leer, zu Jahresbeginn flattern viele Rechnungen ins Haus. Dabei ist das Geld durch Inflation und Energiekrise sowieso knapper. Das wirkt sich auf die Kauflaune aus, sagt Dirk Keuthen, der Centermanager im Milaneo. Die Kundschaft sei „mit leicht angezogener Handbremse unterwegs“. Aktuell liege man in puncto Zulauf zehn bis zwölf Prozent unter den 2019er-Zahlen.

Händler sind optimistisch

Das passt zu dem, was man in den Läden hört. Die Kunden kauften nach einem starken Start in den Januar aktuell „gezielt, nach Bedarf und wenn es geht reduziert“, sagt Carola Aigner, die Filialleiterin im Wäschegeschäft Calida. Von derzeit schwachen Verkaufszahlen und schlechter Laune bei manchem Kunden berichtet Lena Geiger, die Filialleiterin bei Olymp. Beim Hemdenhersteller mache sich nach wie vor das Thema Homeoffice bemerkbar. Der Januar-Blues trifft nicht nur das Milaneo. Unterdurchschnittlich ist das Kundenaufkommen auch im Gerber. „Der Januar ist nie gut“, sagt Guido Reuter, der Centermanager. Vor allem in der dritten Woche nehme der Zulauf traditionell ab. Maximilian Schlier, der Centermanager der Königsbau-Passagen, sieht neben Krieg, Energiekrise und Inflation auch stadtgemachte Probleme, die die Kauflaune derzeit beeinträchtigen, etwa den Abbau von Parkplätzen oder die gesteigerte Anzahl an Demonstrationen.

Dennoch: Angesichts dieser Gemengelage ist man in den Malls zufrieden. „Es ist auf jeden Fall eine positive Entwicklung erkennbar“, sagt Dirk Keuthen in puncto Frequenz, Umsatz und Leerstände. 28 gebe es im Milaneo zurzeit. Für den März kündigt er zwei neue große Mieter an: den Spielzeughändler Mytoys und das Modegeschäft Kult. Ende Juni werde zudem eine Aldi-Filiale aufmachen. „Seit etwa anderthalb Jahren ist die Anzahl der Leerstände rückläufig“, sagt er. Und gerade zwischen den Jahren und in der ersten Januar-Woche habe das Geschäft im Milaneo gebrummt. Im Jahresschnitt seien am Tag etwa 30.000 Menschen im Shoppingtempel unterwegs. An den Samstagen nach Weihnachten seien es 40.000 und mehr gewesen.

Gleiches gilt fürs Gerber. „Sehr erfreulich“ sei das Geschäft im Dezember gewesen, sagt Guido Reuter trotz zweier Leerstände. Und auch die Königsbau-Passagen konnten laut Maximilian Schlier das vierte Quartal positiv abschließen und seien stark ins Jahr gestartet. Trotz eines „kleinen blauen Auges“ stehe man sehr gut da. „Unsere vorhandenen Leerstände befinden sich in der letzten Phase der Verhandlungen oder bereits in der Bauphase“, sagt er. In Kürze werde man vier neue Mieter präsentieren. Einen Seitenhieb auf die Stadt kann Schlier sich indes nicht verkneifen. „Ein großer Zeitfaktor bei der Nachvermietung sind allerdings weniger die Gespräche mit potenziellen Mietern selbst als behördliche Bearbeitungszeiten mit teilweise über zehn Monate je Bauantrag, die zusätzlich den Prozess stark beeinflussen“, sagt er.