Das Einkaufscenter Milaneo im Europaviertel will durch die Filialeröffnung vor Ostern von der Strahlkraft und Magnetwirkung des Sportfachhändlers profitieren. Geplant ist eine Handelsfläche von 2800 Quadratmetern in der Mall.

Stuttgart - Ist Decathlon der neue Primark fürs Milaneo? Alleine wegen des Sortiments lassen sich beide Konzepte nur schwer vergleichen. Hier Sportfachhandel, dort schnelle und billige Mode. Aber in einem Punkt besteht Gleichheit: „Es sind beides Ankermieter“, sagt Dirk Keuthen, Centermanager vom Stuttgarter Milaneo im Europaviertel. Soll heißen: Alleine wegen eines der beiden Anbieter machen sich wohl bald viele Kunden auf den Weg ins Center. Wenn alles nach Plan läuft, wird vor Ostern im Milaneo eine neue Decathlon-Filiale eröffnet.

 

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Die damit verbundenen Erwartungen sind beim Betreiber des Centers groß: Bereitwillig hat die ECE fünf Mietparzellen zusammengelegt, damit der Sportfachhändler genügend Fläche hat, um sich und sein Sortiment zu präsentieren. „Insgesamt werden es 2800 Quadratmeter“, sagt Keuthen, „das wird nach der Zentrale von Decathlon in Plochingen mit rund 10 000 Quadratmetern die größte Filiale in Deutschland.“ Schon jetzt zeichnet sich ab, über welche Dimensionen der Milaneo-Chef spricht. Die Schaufensterfront erstreckt sich über 40 Meter. Zum Vergleich: Die Decathlon-Filiale in Ludwigsburg hat 1800 Quadratmeter Fläche, der Ableger in Böblingen ist mit etwa 1200 Quadratmetern noch kleiner. Keuthen weiß: „Je größer die Fläche eines Decathlon ist, desto größer ist die Strahlkraft und die Magnetwirkung.“

Viele Kunden kommen aus dem Umland

Genau das spielt dem Milaneo in die Karten. Denn das Center zieht schon jetzt einen Großteil seiner Kunden aus der Region und dem Umland an. „An einem Samstag haben wir bis zu 20 Prozent Kunden aus der Schweiz“, sagt Keuthen. Insofern dürfte sich dieser Effekt durch den Sportartikelhändler verstärken. Gleichzeitig zielt Dirk Keuthen auf die Kundschaft aus der Stadt. Dabei hofft er, auch von der Schwäche der Innenstadt in diesem Segment zu profitieren. Denn nach der Aufgabe von City-Soccer (ehemals Sport Breitmeyer), der Schließung von Karstadt Sport, der Sport Arena und nach den Insolvenzen des Intersport-Franchisers Vosswinkel in den Einkaufszentren Gerber und Milaneo bleibt lediglich Sport Scheck als großer Anbieter übrig. Auch hier liegt laut Keuthen die Bedeutung auf dem Wort groß: „Bei den Kunden wird ganz oft Größe mit Kompetenz gleichgesetzt. Auch deshalb freuen wir uns riesig auf Decathlon.“

Mit dem Sportriesen will das Center nun zurück zu alter Stärke. Von 185 Ladenflächen stehen nach der Coronakrise noch 30 Läden leer, fünf davon seien „strategischer Leerstand“. Keuthen hofft daher, dass Decathlon auch bei den anvisierten Neuvermietungen eine Signalwirkung hat. Schon jetzt gingen die Besucherfrequenzen wieder nach oben. Am vergangenen Samstag kamen 42 000 Kunden, rund zehn Prozent weniger als vor der Krise 2019. Mit dem Sportangebot im Haus soll das Milaneo wieder an seine besten Zeiten anknüpfen.