Wo genau sich der vom Militär in Gewahrsam genommene Präsident Robert Mugabe aufhält, ist vorerst unklar. Politiker der gesamten Region suchen nach einer Lösung für die Krise.

Harare - Einen Tag nach dem Eingreifen des Militärs in Simbabwe mehren sich die Stimmen, die Präsident Robert Mugabe zur Abgabe der Macht auffordern. Die Partei von Oppositionsführer Tendai Biti sprach sich für die Bildung eines Übergangskomitees aus. Dieses solle aus „kompetenten Simbabwern“ bestehen und die Aufgabe haben, Maßnahmen für eine Wirtschaftserholung und bessere Gesellschaft für alle einzuleiten, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung der Partei.

 

Im Land herrschte gespannte Ruhe. Das Militär hatte den seit 1980 autokratisch regierenden Mugabe am Mittwoch in Gewahrsam genommen. Augenzeugen berichteten am Donnerstag, seine Wagenkolonne sei mit unbekanntem Ziel in der Hauptstadt Harare unterwegs.

Forderung nach friedlichem Abtritt Mugabes

Unterdessen hielten Bemühungen um eine Lösung der Krise an. In Simbabwe wurden Gespräche hinter verschlossenen Türen fortgesetzt, und Minister aus dem südlichen Afrika reisten für ein Treffen unter Leitung von Südafrika und Angola nach Botsuana. Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma sagte im Parlament, die Lage in Simbabwe werde sich in Kürze klären. Er forderte eine friedliche Lösung der „andauernden“ Entwicklung.

In einer gemeinsamen Erklärung von mehr als 100 Gruppierungen der simbabwischen Zivilgesellschaft wurde Mugabe aufgefordert, friedlich abzutreten. An die Streitkräfte ging der Appell, rasch die Ordnung wiederherzustellen und die Verfassung zu respektieren. Auch verschiedene Kirchen riefen zur Ruhe auf.

Die 2014 von Mugabe entlassene Vizepräsidentin Joice Mujuru forderte „freie, faire und glaubwürdige Wahlen“ nach einer Übergangslösung. Sie müssten von regionalen und internationalen Institutionen unter Führung der UN überwacht werden, sagte Mujuru.

Gewerkschaft rufen zu Normalität auf

Die Streitkräfte patrouillierten am Donnerstag weiterhin in den Straßen der Hauptstadt Harare. Einige wenige Kontrollposten waren mit Soldaten besetzt, die Autos geordnet durchsuchten und den Fahrern eine gute Fahrt wünschten. Von den üblichen Polizisten, die sonst alle paar Kilometer Kontrollstellen errichteten und ein Schmiergeld erwarteten, war nichts zu sehen.

Gewerkschaften riefen die Bürger auf, normal ihren Geschäften nachzugehen. Pastor Evan Mawarire, der die Bewegung #ThisFlag gegründet hatte, forderte die Menschen auf, für Frieden einzutreten. „Sollen wir nur herumsitzen und warten, oder sollen wir zumindest Teil dieses Übergangsprozesses sein?“, erklärte der Geistliche, dessen Kampagne in den sozialen Medien zu den größten Protesten gegen die Regierung seit einem Jahrzehnt geführt hatte.

Erstes Mal, dass sich das Militär offen gegen Mugabe richtete

Das Militär hatte am Mittwoch erklärt, die Aktion richte sich gegen „Kriminelle“ im Umfeld des Präsidenten. Es war das erste Mal, dass das Militär sich offen gegen Mugabe wandte. In letzter Zeit haben sich mehrere Personen mit Ambitionen auf die Nachfolge des 93-Jährigen positioniert, darunter Mugabes Frau Grace und der vor einer Woche gefeuerte Vizepräsident Emmerson Mnangagwa. Der 71-Jährige war ein langjähriger Weggefährte Mugabes. Er floh vergangene Woche aus dem südafrikanischen Land und kündigte an, er werde zurückkommen, um es zu führen.