Mit einer gewaltigen Militärparade gedenkt China dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Führung will das als Zeichen des Friedens verstanden wissen. Dazu taugt die Show zwar nicht, meint StZ-Redakteur Christian Gottschalk. Eine Bedrohung ist China aber auch nicht.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Peking - So etwas hat es in China noch nicht gegeben. Für gewöhnlich finden die großen Militärparaden alle zehn Jahre statt, zur Staatsgründung Anfang Oktober. Wenn nun auch das Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer Show von Macht und Stärke begangen worden ist, dann ist die Frage nach dem „Warum“ legitim.

 

Von langer Hand geplantes Ereignis

China hat in den letzten Wochen und Monaten sehr viel Abwärtstendenzen erlebt. An den Börsen, bei der Währung, mit der Wirtschaft sowieso. Da ist es aus der Sicht derer in Peking durchaus angebracht, nun ein wenig Stärke zu zeigen. Wobei die Parade natürlich nicht die direkte Folge aus der wirtschaftlichen Misere ist. Die Planungen dafür haben zu einem Zeitpunkt begonnen, als noch niemand mit der Krise an den Märkten spekulierte. Wichtiger ist zweierlei: Präsident Xi Jinping zeigt nach Innen, dass er das Militär im Griff hat, wenn Tausende Soldaten im Stechschritt an ihm vorbei marschieren. Und er setzt nach außen ein Zeichen, vor allem gegenüber den USA. Deren angekündigte Aktivitäten in Asien sind Peking ein Dorn im Auge.

Ein aktives Bedrohungsszenario für die Region lässt sich nicht aus dem Aufmarsch lesen, so wenig wie aus den Paraden, die alljährlich am 14. Juli in Paris auf den Champs Elysee stattfinden. Und wie bei zahlreichen europäischen Veranstaltungen zum Weltkriegsgedenken in diesem Jahr, als ehemalige Freunde und Feinde gemeinsam dem Grauen gedachten, hat auch China ein wenig die Hand ausgestreckt. Nicht nach Japan, Veteranen der Kuomintang-Partei, die einst mit Mao gegen Japan kämpften, sich hernach aber eine bittere Schlacht gegen die Kommunisten lieferten, wurden ebenfalls eingeladen.

Weiße Tauben als Friedensbotschaft

Der Versuch, die militärische Show als Zeichen des Friedens zu interpretieren, ist gleichwohl ungeeignet. Weiße Tauben taugen dafür ebenso wenig wie die Ankündigung, man wolle die Volksbefreiungsarme um 300.000 Mann verkleinern. Sicher, die Zahl ist gewaltig – aber es kommt in der heutigen Zeit nicht mehr so sehr auf die Masse an Soldaten an, viel wichtiger ist deren technische Ausrüstung. Und genau darin wird der gesparte Sold investiert – und nicht nur der.