Bei der Landesbank Baden-Württemberg, die 2022 einen Milliardengewinn gemacht hat, sollen auch die Eigentümer von der guten Geschäftsentwicklung profitieren. Wie viel Dividende geplant ist und wie der Ausblick ausfällt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Die Landesbank Baden-Württemberg sieht sich für eventuelle größere Verwerfungen und stürmische Zeiten gut gerüstet. Das Institut verfügt derzeit über Rücklagen von insgesamt rund 800 Millionen Euro, die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle blieb mit 239 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Darin enthalten sind den Angaben zufolge zusätzliche 206 Millionen Euro für mögliche zukünftige Risiken. Die Ausfälle bezüglich des Russlandgeschäfts hielten sich mit 30 Millionen Euro in Grenzen.

 

Eine Insolvenzwelle habe es bislang nicht gegeben, sagte LBBW-Finanzchefin Stefanie Münz, mit einer hohen Risikovorsorge fühle man sich aber deutlich wohler. „Die Brüche, die vor uns stehen, lassen erwarten, dass es nicht ohne Schmerzen geht“, ergänzte LBBW-Chef Rainer Neske.

Automobilsektor mach elf Prozent im Branchenmix aus

Der Automobilbranche will das Institut die Stange halten. Es gebe keine Vorgaben, das Engagement herunterzufahren. Dass der technologische Bruch komme, sei absehbar gewesen. Aber Verbrenner werde es weltweit noch lange geben. Ausschlaggebend bei der Finanzierung sei nicht der Verbrenner, sondern dass die Unternehmen eine überzeugende Strategie hätten – sei es, dass sie sich in der Transformation neu positionierten oder dass sie sich auf bestehende Geschäftsfelder fokussierten und konsolidierten, sagte Neske. „Wir sollten die Automobilindustrie nicht runterreden, sie ist ein ganz wesentlicher Treiber für Wohlstand in Deutschland.“

Der Automobilsektor steht für 11 Prozent der von der LBBW ausgereichten Unternehmenskredite und damit im Branchenmix hinter Versorgern und Firmen aus dem Energiesektor beziehungsweise Unternehmen aus dem Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation.

Bestes Ergebnis seit dem Jahr 2006

Das Krisenjahr 2022, das erste Jahr der Zeitenwende, wie Neske nochmals betonte, hat die LBBW „gut gemeistert“. Für die Landesbank war es ungeachtet der schwierigen Lage an den Finanzmärkten und der Unsicherheiten infolge des Ukraine-Kriegs ein starkes Jahr. Das Ergebnis vor Steuern hat sich auf 1,87 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Das hat vor allem mit der Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp zu tun, was in der LBBW-Bilanz für einen einmaligen Sondereffekte in Höhe von 972 Millionen Euro sorgte.

Im operativen Geschäft – also ohne diese Übernahme der Berlin Hyp – hat sich das Vorsteuerergebnis um zehn Prozent auf 901 Millionen Euro erhöht. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2006 – also vor dem Ausbruch der Finanzkrise.

Das Ergebnis zeige, „dass unser Geschäftsmodell als mittelständische Universalbank nachhaltig erfolgreich ist“, sagte Neske. Man habe die selbst gesteckten Ziele deutlich übertroffen und die Bank zugleich strategisch weiterentwickelt. Unterm Stich erzielte die Bank im vergangenen Jahr 1,51 Milliarden Euro Gewinn, im Jahr zuvor lag das Konzernergebnis nach Steuern bei 418 Millionen Euro.

Von der guten Geschäftsentwicklung sollen auch die Eigentümer profitieren, an die 240 Millionen Euro (Vorjahr: 230 Millionen Euro) ausgeschüttet werden sollen. Die LBBW gehört zu 40,5 Prozent dem Sparkassenverband Baden-​Württemberg, zu knapp 25 Prozent dem Land Baden-​Württemberg, zu fast 19 Prozent der Stadt Stuttgart und zu 15,5 Prozent der Landesbeteiligungen Baden-​Württemberg GmbH.

Alle Segmente hätten einen deutlich positiven Ergebnisbeitrag geleistet, so Neske. Im Segment Unternehmenskunden etwa erhöhte sich das Vorsteuerergebnis um mehr als 25 Prozent auf 513 Millionen Euro. Vor allem das Zinsergebnis aus dem Geschäft mit Privatkunden in den Sparkassen, sowie sowie mit Immobilien- und Projektfinanzierungen kurbelte die Ergebnisse der LBBW an. Der Zinsüberschuss stieg um 13 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Keine Lockangebote bei Zinsen

Das Ende der Zinswende sei noch lange nicht erreicht. „Wir werden die Zinsen auch bei uns weiter in Bewegung sehen“, sagte der LBBW-Chef. Kurzfristige Zins-Lockangebote wie einige Wettbewerber mache man aber nicht. Man wolle die Kunden fair behandeln und habe versucht, sie weitgehend vor Negativzinsen zu schützen. Deswegen habe man auch Freibeträge in der Größenordnung von 100 000 Euro eingeräumt. Neske zeigte sich erleichtert, dass die Anomalie, Negativzinsen für Einlagen zu verlangen, der Vergangenheit angehöre. Für das Privatkundengeschäft der LBBW ist die Tochter BW-Bank zuständig.

Neske sieht das Geldinstitut mit der jetzigen Struktur gut aufgestellt. Das Thema Filialschließungen und den vor zwei Jahren angekündigten Personalabbau sieht er abgeschlossen. In bestimmten Bereichen wie der IT stelle man auch Mitarbeiter ein. Ende 2022 beschäftigte die LBBW knapp 10 400 Mitarbeiter, darin sind auch die Beschäftigten der Berliner Hyp enthalten.

Fürs laufende Jahr schraubt Neske die Erwartungen etwas zurück. Er rechnet mit einem Konzernergebnis vor Steuern „im oberen dreistelligen Millionenbereich“, das angesichts der ökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten leicht unter dem Vorjahresniveau liegen dürfte.