Der Autobauer Porsche baut das Stammwerk für das geplante Elektroauto massiv aus. Bei der Produktion sollen ganz neue Wege beschritten werden.

Stuttgart - Im März war dem damaligen Porsche-Chef Matthias Müller bei der Pressekonferenz zur Vorlage der Bilanz bereits unbeabsichtigt herausgerutscht, dass der Autobauer ein Elektroauto auf den Markt bringen will, nun hat der Aufsichtsrat grünes Licht für das Projekt „Mission E“ gegeben. Damit schlage Porsche „ein neues Kapitel in der Sportwagengeschichte auf“, kündigte Oliver Blume am Freitag an. Der frühere Produktionschef steht an der Spitze des VW-Tochter, seit Müller den durch den Abgas-Skandal tief in der Krise steckenden Wolfsburger Konzern führt.

 

„Wir nehmen die Herausforderung der Elektromobilität konsequent an“, sagte Blume. Porsche werde zum Ende des Jahrzehnts das sportlichste und technologisch anspruchsvollste batteriebetriebene Auto auf den Markt bringen. Auf der Automesse IAA in Frankfurt hat das Unternehmen im September eine Konzeptstudie dieses Zukunftsprojekts präsentiert. Der Wagen soll mit einer Ladung mehr als 500 Kilometer schaffen und die Batterie deutlich schneller aufgeladen können als die bisherigen Energiespeicher. Blume fügte hinzu, dass dieses Projekt auch die Bedeutung des Produktionsstandorts Zuffenhausen und des Technologiestandorts Baden-Württemberg unterstreiche.

Wolfgang Porsche: Zeichen für die Zukunft der Marke

Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche wertete das geplante Elektroauto als „ein deutliches Zeichen für die Zukunft der Marke“. Ähnlich äußerte sich auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Porsche beweise heute seine Zukunftsfähigkeit und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit des Standorts Baden-Württemberg, sagte Kretschmann und versprach, dass die Landesregierung dafür sorgen werde, Baden-Württemberg zu einem der ersten Länder mit einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für die Stromer zu machen.

Für das neue Elektroauto will Porsche insgesamt eine Milliarde Euro investieren. Allein 700 Millionen Euro entfallen auf das Stammwerk Zuffenhausen, wo unter anderem eine neue Montage und eine neue Lackiererei errichtet werden sollen. Das Motorenwerk wird für die Herstellung der Elektroantriebe ausgebaut. Außerdem wird der Karosseriebau erweitert. Hinzu kommen weitere Investitionen etwa im Entwicklungszentrum von Porsche in Weissach.

Betriebsratschef Hück hat für das Projekt gekämpft

Betriebsratschef Uwe Hück hatte heftig darum gekämpft, dass das Auto in Zuffenhausen produziert wird. Hück hat immer wieder gewarnt, dass die Beschäftigung hier mit den bisherigen Sportwagen auf Dauer nicht gesichert werden könnte. Bei der Vorlage der Bilanz im März hatte der damalige Porsche-Chef Müller noch recht vage angekündigt, dass das Auto an „einem Standort des VW-Konzerns produziert werden solle.

Nun sollen in Zuffenhausen mehr als 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. Bisher sind es 8670 Arbeitsplätze. Angesichts dieser Perspektiven sprach der Betriebsratschef am Freitag von einem „Tag zum Jubeln“. Hück kündigte zugleich an, dass damit eine Zeitenwende in Zuffenhausen und Weissach eingeläutet worden sei. Der Betriebsratschef hatte im September in einem StZ-Interview angekündigt, dass Porsche auch bei der Produktion des Elektroautos ganz neue Wege in Richtung Digitalisierung der Arbeitswelt und Industrie 4.0 gehen werde. Dabei sollen die Beschäftigten beispielsweise durch den Einsatz von intelligenten Robotern körperlich entlastet werden. „Künftig werden Roboter und Menschen gemeinsam arbeiten“, sagte Hück im StZ-Interview. Diese Neuordnung habe auch weitreichende Konsequenzen für die Gestaltung der Arbeitszeit und der Erholungspausen.

Der Porsche-Aufsichtsrat hat am Freitag zugleich einen Nachfolger für den an die Unternehmensspitze aufgestiegenen früheren Produktionschef Blume bestimmt. Neuer Produktionsvorstand wird Albrecht Reimold. Der 54-jährige frühere Audi-Manager leitete zuletzt das VW-Werk in Bratislava, wo auch die Karosserie des Porsche Cayenne hergestellt wird.