Paris wird langsam unbezahlbar – auch für die Bewohner der Metropole. Schuld daran ist auch die Internetplattform Airbnb. Bürgermeisterin Hidalgo platzt jetzt der Kragen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Der Vermieter meint es ernst: 1200 Euro für eine kleine, dunkle Ein-Zimmer-Wohnung in einem schiefen Haus am Fuße des berühmten Montmartre. 20 Quadratmeter, Blick auf einen schmutzigen Innenhof, Kochnische, sehr enges Bad, der Internetanschluss ist allerdings inklusive. Nach wenigen Stunden ist die Wohnung weg, vermietet für einen Monat an ein junges italienisches Paar.

 

In Paris ist der Markt vor allem für kleine Wohnungen außer Rand und Band. Der Grund: Die Vermieter können mehr Geld damit machen, ihre Wohnungen an Touristen zu vermieten – die Einheimischen bleiben auf der Strecke. Vor allem viele junge Leute haben längst die Innenstadt verlassen und sind in die Vorstädte gezogen, sie können sich die Mieten nicht mehr leisten. Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, hat einen der Schuldigen für diese seit Jahren immer wieder beklagte Situation ausgemacht: Airbnb, die Internetplattform, die aus einer sympathischen Idee ein Millionengeschäft gemacht hat. Wer ein leeres Zimmer hat, kann es bei Airbnb an Touristen vermieten, um sein Haushaltsgeld aufzubessern.

1000 illegale Wohnungen

„Es reicht! Ich habe beschlossen, die Internetanbieter zur Verantwortung zu ziehen“, teilte Hidalgo nun über Twitter mit. Paris zieht gegen die Internetplattform vor Gericht und verlangt nach eigenen Angaben eine Strafe von 12,5 Millionen Euro. Im Grunde ist in Paris – wie in vielen anderen Städten auch – alles ganz klar geregelt. Privatleute, die ihre Wohnungen gelegentlich an Touristen vermieten, müssen das anmelden und sich bei der Stadtverwaltung registrieren. Allerdings darf die Dauer für diesen lukrativen Nebenverdienst 120 Tage im Jahr nicht überschreiten.

In Paris aber pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass diese Regelung von vielen Vermietern schlicht ignoriert wird. Darauf hat Anne Hidalgo nun reagiert. Ihre Mitarbeiter seien auf 1000 Wohnungen gestoßen, die nicht registriert sind, sagt ein Sprecher der Stadt. Dabei habe man sich nur auf die beliebten Stadtteile im Zentrum vom ersten bis zum siebten Arrondissement konzentriert. Doch allein diese 1000 Wohnungen sind laut Gesetz illegal, und für jede einzelne verlangt die Stadt nun von der Internetplattform 12 500 Euro Strafe.

Airbnb keilt zurück

Anne Hidalgo will aber nicht nur das Unternehmen belangen. Sie plant auch, die Regelungen für Vermietungen von Privatleuten noch weiter zu verschärften. In Paris sollen Wohnungen nur noch für 30 Tage im Jahr vermietet werden – statt der bisher geltenden 120 Tage. Die Reaktion von Airbnb auf den Vorstoß ließ nicht lange auf sich warten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben die Vermieter in Paris weitgehend über die aktuellen Vorschriften informiert. Dann wird man deutlicher: „Wir sagen, dass die in Paris erlassenen Vorschriften ineffektiv und unverhältnismäßig sind und gegen die europäischen Vorschriften verstoßen.“

Laut Airbnb nutzt einer von fünf Einwohnern der französischen Hauptstadt die Möglichkeit, seine Wohnung für einige Zeit zu vermieten. Insgesamt seien in Frankreich 500 000 Wohnungen auf dem Markt - davon allein 65 000 in Paris. Die Bürgermeisterin betont, sie verstehe, wenn sich jemand angesichts des teuren Lebens in Paris hin und wieder etwas über Airbnb hinzuverdient. Doch das System sei aus dem Ruder gelaufen und das Untervermieten von Zimmern zu einer florierenden Industrie geworden. Ein normaler Einwohner könne sich keine Wohnung mehr im Stadtzentrum leisten. Hidalgo gibt sich kämpferisch: Sie sei auf jeden Fall gewillt, die Sache auszufechten. Die erste Anhörung findet Mitte kommender Woche vor dem Handelsgericht in Paris statt.