Ob Remseck an zentraler Stelle eine Mediathek bekommen soll, ist heftig umstritten. Der Gemeinderat will weitere Alternativen prüfen – und verschiebt die Entscheidung erneut.

Remseck - Kommt sie nun oder kommt sie nicht? Die Frage, ob in Remseck in den kommenden Jahren eine neue, zentrale Bibliothek eröffnen wird, können derzeit nicht einmal die Verwaltung und der Gemeinderat beantworten. Dabei hatten die Räte genau das in ihrer Sitzung am Dienstag eigentlich entscheiden sollen.

 

Doch nach wie vor ist jenes Element der Neuen Mitte höchst umstritten. Wie sehr, wurde am Dienstag im Rat deutlich: Die Verwaltung, allen voran der Oberbürgermeister Dirk Schönberger, will neben neuem Rathaus und neuer Stadthalle auch eine Mediathek in das Ensemble auf dem Gelände in Neckarrems integrieren. Die Einrichtung soll Leben und Leute in die Neue Mitte bringen, lautet der Wunsch.

Dagegen stehen Teile des Gemeinderats, vor allem aus den Fraktionen von Freien Wählern (FW) und CDU. Sie sehen es ähnlich wie Georg Strohmaier (CDU), der auf den Gebäudeteil komplett verzichten will. „Bei einem Anzug schaue ich auch auf den Preis.“ Die Fraktionen von Grünen, SPD und FDP sind derweil mehrheitlich eher für die Zentralbücherei, so etwa der Grünen-Chef Karl Burgmaier: „Ich will die zentrale Mediathek.“ Das Problem liegt zwischen diesen beiden Positionen: Die große Masse weiß offenbar nicht so recht, was sie will – oder bringt es zumindest nicht klar zum Ausdruck.

Letztlich beauftragten die Räte weitere Pläne für den Gebäudeteil, der nicht mehr Mediathek genannt werden soll, sondern nun Kubus heißt, beim Ludwigsburger Architektenbüro HHL. Und sie entschieden, dass eine Projektgruppe bis spätestens März ausarbeiten soll, was in dem dritten Baustein passieren könnte – auf eine Mediathek soll sich die Diskussion dabei ausdrücklich „nicht beschränken“.

Gleichwohl ist die Entscheidung, den Kubus überhaupt zu bauen, noch gar nicht gefallen. Erst wenn konkrete Ausschreibungsergebnisse auf dem Tisch liegen, wollen die Gemeinderäte den Daumen dafür heben oder senken. Der Vorschlag der Verwaltung, sich auf eine Bibliothek schon jetzt festzulegen, fand wie schon im September keine Mehrheit. Das bedeutet: die Architekten planen weiter eine leere Hülle, deren spätere Nutzung und Realisierung noch in den Sternen steht.

Wie schwer der Weg allein zu diesen Entscheidungen war, zeigen ungezählte Anträge zum Thema. Viele davon wurden zudem unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten und immer wieder von den Fraktionen geändert. Selbst mancher Rat drohte dabei den Überblick zu verlieren. Er sei unglücklich, wie die Diskussionen gelaufen seien, meinte Karl Burgmaier: „Das Abstimmungstheater müsste nicht sein.“

Nichtöffentlich hatten CDU und FW noch insofern Farbe bekannt, als dass sie die Mediathek aus Kostengründen ablehnten. Vor allem der Personalbedarf würde im Vergleich mit den bisherigen Ortsteilbüchereien deutlich steigen, befürchtete das bürgerliche Lager. In weniger als 30 Minuten seien die „hochklassigen Büchereien“ in Ludwigsburg und Stuttgart zu erreichen, schrieben die Fraktionschefs Gerhard Waldbauer (FW) und Steffen Kirsch (CDU). Sie brachten stattdessen ein Restaurant im Kubus ins Spiel. In einem weiteren Antrag wenige Tage später war von einer Gastronomie dann keine Rede mehr.

Grüne und SPD wünschen sich stattdessen ein klares Votum. Der SPD-Rat Kurt Goldmann sprach in einem Internet-Beitrag von „Bedenkenträgern, Zauderern und Zögerern“ im Rat. Bis März müssen sie sich nun wohl gedulden.