Im Südwesten haben viel mehr Frauen als zunächst angenommen minderwertige Brustimplantate erhalten. Mehr als 1300 Silokonkissen wurden eingesetzt.

Stuttgart - Im Südwesten haben viel mehr Frauen als zunächst angenommen minderwertige Brustimplantate erhalten. Mehr als 1300 solcher Silokonkissen haben Ärzte Patientinnen eingesetzt. „Die Zahl ändert sich täglich“, sagte ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums am Mittwoch in Stuttgart. Damit seien 700 oder mehr Frauen betroffen, da sie meist zwei Silikonkissen erhielten. „Ein dritter Suchlauf nach weiteren Fällen wird gerade vorbereitet“, sagte der Sprecher.

 

Die bei weitem größte Zahl von Implantaten sei mit über 1200 im Regierungsbezirk Karlsruhe eingesetzt worden, darunter allein mindestens 350 im Uni-Klinikum Heidelberg. Inzwischen haben alle Regierungsbezirke Fälle gemeldet. Aus den fehlerhaften Implantaten kann auch ohne Risse, durch sogenanntes Ausschwitzen, Silikon austreten und zu gesundheitlichen Komplikationen führen. Fälle, in denen ein Implantat gerissen oder das Silikon ausgeschwitzt wurde, sind dem Gesundheitsministerium allerdings bislang nicht bekannt.

„Es ist aber zum Teil sehr schwierig, Zahlen zu bekommen“, erklärte der Sprecher. So gebe es Fälle, in denen Belegärzte die Silikonimplantate eingesetzt hätten, aber Krankenhäuser keine Unterlagen mehr dazu bereithielten. Ministerin Katrin Altpeter (SPD) will zusammen mit anderen Bundesländern eine Initiative zur schärferen Kontrolle von Medizinprodukten im Körper starten.

Betroffene sollen sich untersuchen lassen

Grundsätzlich gilt laut Baden-Württembergischer Krankenhausgesellschaft (BWKG) für alle Kliniken, dass Belegärzte ihre Dokumentation von Eingriffen „vollständig den Häusern zur Verfügung zu stellen“, sagte eine Sprecherin. Die Krankenhäuser verließen sich bei Implantaten und anderen implantierten Medizinprodukten aber auf die Zertifikate. „Das kann nicht jedes Haus selbst leisten“, sagte sie.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät Betroffenen zu einer Untersuchung und möglicherweise zur Entfernung der zumeist vom französischen Hersteller PIP stammenden Implantate. Das Unternehmen soll statt speziellem Medizinsilikon günstiges Industriesilikon für die Kissen verwendet haben. Sollten Implantate entfernt werden müssen und aus medizinischen Gründen eingesetzt worden seien, übernimmt eine Krankenkasse wie die AOK die Kosten dafür, sagte ein Sprecher. Hat eine Frau sich selbst für eine Brustvergrößerung entschieden, werde von Fall zu Fall entschieden.