Badegäste müssen sich weiter gedulden: Die Sanierung des Mineralbads Leuze verzögert sich um drei Monate. Wegen Komplikationen beim Umbau des Bads drohen der Stadt weitere Einnahmeverluste in Höhe von einer Million Euro.

Stuttgart - Der Bäderausschuss des Stuttgarter Gemeinderats hat am Freitag wenig Erfreuliches zur Kenntnis nehmen müssen: Die Sanierung des Mineralbads Leuze dauert gut drei Monate länger als veranschlagt und kostet die Stadt rund eine Million Euro brutto mehr als geplant. Die Chefin der Kur- und Bäderbetriebe, Anke Senne, macht dafür ausführende Baufirmen verantwortlich – die Stadt prüft entsprechende Regressansprüche.

 

Senne räumte vor dem Ausschuss ein, bereits im Februar über die Zeitverzögerung bei der Sanierung informiert gewesen zu sein. Man habe dies aber nicht kommuniziert, „um den Termindruck auf die Firmen aufrecht zu erhalten“. Ursprünglich hätte das Bad, das für 5,2 Millionen Euro ertüchtigt wird, im Mai wiedereröffnet werden sollen – jetzt wird es voraussichtlich Ende August. Man habe inzwischen zwei Wochen Verspätung durch paralleles Arbeiten an verschiedenen Gewerken sowie durch den Einsatz zusätzlichen Personals aufholen können, berichtete Senne. Als Gründe für die verspätete Wiedereröffnung werden Verzögerungen „bei einem wichtigen Gewerk“ genannt, die bereits im Herbst 2011 absehbar gewesen seien. Auch die aufwendige Montage der Decke des Bildhauers Otto Herbert Hajek, deren Aufwand unterschätzt worden sei, habe dazu beigetragen, dass der avisierte Terminplan aus den Fugen geraten sei.

Eine weitere Million Euro an Einnahmeverlusten

Das führt nun dazu, dass die ohnehin während der Sanierung prognostizierten Einnahmeverluste steigen, zumal die Bäderbetriebe während der Umbauarbeiten die Eintrittspreise um 20 Prozent gesenkt haben. Noch im Wirtschaftsplan 2012 war man von einem Besucherrückgang um 35 Prozent ausgegangen, das entspricht einem Verlust von rund 1,27 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte Senne bereits Einnahmeverluste von rund 1,9 Millionen wegen der Baumaßnahmen einkalkuliert: insgesamt also etwa 3,2 Millionen. Weil der Besucherrückgang aber in beiden Jahren deutlich über der Prognose liegt, muss die Stadt wohl insgesamt eine weitere Million Euro an Eintrittsgeldern abschreiben.

Anke Senne sieht deswegen keinen Grund, in Sack und Asche zu gehen. Abzüglich der Planungskosten, der nicht angefallenen Betriebskosten während der Schließung sowie der Regressforderungen bleibe am Ende wohl ein Defizit von weniger als 400 000 Euro übrig, erklärte sie – und hofft jetzt auf schönes Wetter: Nachdem die Außenbecken Ende Mai vorzeitig und eingeschränkt wieder in Betrieb gegangen sind, könnte eine gute Freibadsaison die Einnahmeverluste weiter drücken.

Die Stadträte, sonst durchaus nicht zimperlich beim Haushalten, hielten sich mit Kritik zurück. Lediglich FDP-Fraktionschef Bernd Klingler sagte, für „das halbe Jahr Verzögerung“ müssten die Bäderbetriebe die Verantwortung übernehmen. „Gut drei Monate sind kein halbes Jahr, da wünsche ich mir mehr Objektivität“, entgegnete Senne. Sogar Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll, dem ein eher angespanntes Verhältnis zur Bäderamtschefin nachgesagt wird, sprang der Amtsleiterin bei: Es seien weder beim städtischen Hochbauamt, das die Projektleitung für die Sanierung inne hat, noch bei den Bäderbetrieben Fehler zu erkennen. Anke Senne will nun nächste Woche den exakten Termin für die Wiedereröffnung bekannt geben.