Die Generalsanierung dauert etwa sechs Monate länger als gedacht. Der Kostenrahmen von knapp 30 Millionen Euro soll aber gehalten werden. Ein wichtiges Augenmerk liegt auf dem Schutz der Quellen.

Stuttgart - Für die große Fangemeinde des Mineralbads Berg hätte eigentlich Ende des Jahres 2018 der Trennungsschmerz ein Ende haben sollen. Dieser Termin für die Wiedereröffnung nach der Generalsanierung ist allerdings Geschichte. „Ich rechne aber damit, dass wir Mitte 2019 fertig sind“, sagt Detlef Szlamma, der Leiter der Abteilung Technik, Bau und Beschaffung bei den Bäderbetrieben Stuttgart, über die Restdauer des Ende September 2016 geschlossenen Bades.

 

Der Grund für die Verzögerung um sechs Monate seien Längen bei einigen Genehmigungsverfahren bei dem sogenannten Entkoppelungsbauwerk gewesen. In dem Bau werden die fünf das Berg speisenden Quellen sortiert und es wird dafür gesorgt, dass der Gegendruck auf die Quellen auf dem Niveau vor der Sanierung bleibt. Die Quellen liegen in der Kernschutzzone und das ist wichtig im Zusammenhang mit dem Bau von Stuttgart 21. Die Bahn hat dabei die Auflage, dass sich die Schüttung der Quellen durch die Baumaßnahmen nicht verändern dürfen. Mit dem Entkoppelungsbau ist das nun alles messbar. „Und außerdem schützen wir so die Quellen“, erklärt Szlamma.

Fünf Millionen Liter Mineralwasser in den Neckar

Im Moment strömen aus der Tiefe etwa 60 Liter Mineralwasser pro Sekunde nach oben, das sind mehr als fünf Millionen Liter am Tag, die bis kurz vor der Wiedereröffnung ungenützt in den Neckar laufen. „Der Entkoppelungsbau steht jetzt seit Oktober“, sagt Detlef Szlamma, das sei etwa sechs Monate später als geplant. „Damit ist aber das größte Zeitverschiebungsrisiko nun weg“, ergänzt er. Ebenso weg ist das alte Becken im Freien, wo nun mit dem Neubau begonnen werden kann. Im Frühjahr wird über dem Freibecken ein Zelt installiert, damit die Arbeiten unabhängig vom Wetter weitergehen können. Auch die Betonsanierung des Kultbades aus den 50er Jahren ist abgeschlossen, der Rohbau soll im Sommer fertig sein, dann beginnt der Innenausbau, der auch teilweise schon parallel läuft. „Damit wird die restliche Bauzeit gut planbar“, hofft Szlamma.

Spannend bleibt die Frage, ob es gelingt, den eigenen und etwas kantigen Charme des geschichtsträchtigen Bades zu erhalten. Das ist als Aufgabe für die Architekten auch so formuliert. „Die Gäste müssen ihr Berg wiedererkennen“, sagt Detlef Szlamma. Auch die Kulturschreiber in der Stadt haben das schon angemahnt. „Dieses Wasser aber, aus 45 Meter Tiefe nach oben drängend, verträgt kein Gemütlichkeitsumfeld, kein Becken mit abgesoftetem Überlaufrand“, schrieb zum Beispiel Nikolai B. Forstbauer in den Stuttgarter Nachrichten und traf damit den Nerv der Bergianer.

„Allein das Becken. Quadratisch! Eine in Stein gehauene, mit schwebenden Eisenrostflocken verfeinerte Ritter-Sport-Schokolade! Das Gleichmaß wirkt derart beruhigend, dass es jeden sportlichen Ehrgeiz abtötet“, schrieb zum Beispiel Roland Müller in der Stuttgarter Zeitung und traf damit den Nerv der Bergianer.

Alter Charme mit neuer Technik

Und nun? Die alten Holzumkleiden, die Holzpritschen, die Retro-Optik der Duschköpfe mit dem schönen Namen Mineralwasserbrausen – was wird daraus? Mattias Burkart der Geschäftsführende Gesellschafter der 4a Architekten kann die Fans beruhigen. „Das Gebäude wird im gleichen Duktus erhalten“, sagt der Architekt. Natürlich mit neuer Technik und höherer Energieeffizienz , aber eben im Stil der 50er. Und dazu zählen auch die restaurierten Holzpritschen oder Holzumkleiden. Die Mineralwasserbrausen werden technisch neu – sehen aber aus wie die die alten.

Neuerungen wird es aber auch geben. „Das Außenbecken bekommt eine Beleuchtung“, erklärt Burkart. Auch die Gastronomie wird neu gestaltet. „Wir haben darüber nachgedacht, aber die alte war nicht zu retten“, erklärt Burkart. Man darf also auf das neue alte Berg gespannt sein. Auch in Sachen Finanzen. 29,4 Millionen Euro hat die Stadt, die vor zwölf Jahren für 8,5 Millionen Euro 69,5 Prozent der Mineralbad Berg AG gekauft hat, für die Arbeiten angesetzt. „In der Summe ist ein Puffer für Mehrleistungen enthalten“, erklärt Detlef Szlamma. Der werde allerdings auch bis zum letzten Cent gebraucht, da sich die Preise im Bausektor nahezu explosionsartig entwickeln würden. „Noch sind wir in der Planung drin“, sagt Szlamma, der aber auch nicht ausschließen will, dass am Ende doch noch was obendrauf kommt. Allerdings in einem Bereich unter zehn Prozent.