Pannen in der über viele Monate hinweg rundumerneuerten Warmbadehalle lösen heftige Kritik aus. Die Bäderverwaltung hatte einen Probebetrieb abgelehnt.

Stuttgart - Bernd Klingler fühlt sich veräppelt. Der Fraktionschef der Liberalen im Gemeinderat, gilt als begeisterter Leuzeaner. Bei der Feier zur Wiedereröffnung der Warmbadehalle am 11. August hat er noch mit anderen Gästen auf die Zukunft des Mineralbads angestoßen. Er wirkte versöhnt, nachdem er während der 15 Monate der Sanierungsarbeiten im Leuze immer wieder Kritik an den Bäderbetrieben und ihrer Chefin Anke Senne geäußert hat.

 

Mit Senne traf er sich nach der Feier und kurz vor seinen Urlaub noch auf einen Kaffee. Die Bäderchefin habe ihm dabei eines versichert, sagt Klingler: Die Zeit der Baustellen im Leuze sei vorbei. „Sie hat mir versprochen, dass nach den Arbeiten, die ja viel länger als ursprünglich geplant gedauert haben, jetzt alles rund laufen würde.“

Gesperrtes Parkdeck, kalte Duschen

Nach dem Urlaub ging der Lokalpolitiker erstmals selbst ins Mineralbad. Nach der langen Zeit der Schließung habe er sich auf ein Wiedersehen mit dem Traditionsbad gefreut, sagt Klingler. Doch Klinglers Glück währte nicht lange. Er entdeckte zuerst ein wegen Bauarbeiten gesperrtes Parkdeck. Nach dem Bad traf ihn zudem buchstäblich und ohne Vorwarnung eine kalte Dusche. „Das jetzt alles rund läuft, kann wohl niemand behaupten“, sagt er.

Klingler war nicht der einzige Badbesucher, der eine kalte Abreibung nach dem Bad im warmen Wasser erhielt. Die Bäderbetriebe geben zu, dass es zahlreiche Beschwerden gegeben hat seit der Wiedereröffnung. Detlef Szlamma ist bei den Bäderbetrieben verantwortlich gewesen für die Sanierung der Warmbadehalle. Er räumt ein, dass die Besucher in den vergangenen Wochen große Unannehmlichkeiten hatten. „Es stimmt, dass die warmen Duschen immer wieder ausgefallen waren. Es gab auch durchgehend Probleme bei der Temperaturregelung.“

Heizungsanlage mit langer Anlaufzeit

Die Schwierigkeiten hätten mit der Sanierung nur bedingt etwas zu tun, sagt Szlamma. Während der langen Betriebspause standen die Heizanlagen für Duschen still. Erst im Vollbetrieb sei es möglich gewesen, dass sich Regelkreise für die Brauchwassernutzung wieder einpendeln.

Dennoch, auf diesen Umstand hingewiesen hat das Leuze nach der Wiedereröffnung nicht. Die Bäderbetriebe hätten nur mit kleinen Schwankungen gerechnet. „Wir können wir doch nicht kurz vor der Eröffnung unsere Anlage schlecht machen, wenn wir davor ausgehen, dass niemand eine Störung bemerken wird“, sagt Detlef Szlamma. Wenig zu pass kam dem Leuze, dass eine Leitung an der Mombach-Quelle in Bad Cannstatt kaputt ging. Aus ihr bezieht das Mineralbad sein Brauchwasser.

Toiletten kurzfristig gesperrt

Das Leuze ersetzte das fehlende Nass mit deutlich kühlerem Leitungswasser. Dies bekamen die Gäste in Form von kalten oder zumindest kälteren Duschen zu spüren. Außerdem betraf der Ausfall des Brauchwassers die Sanitäranlagen. Detlef Szlamma spricht von einem einmaligen Ausfall. „Da konnten die Gäste die Toiletten eine halbe Stunde lang nicht benutzen.“

Bernd Klingler hat Verständnis dafür, dass nach einer langen Schließung der Betrieb nicht gleich reibungslos funktioniert. Der liberale Politiker sitzt auch im Bäderausschuss und hat dem Gremium deshalb einen Testbetrieb von einem Monat vorgeschlagen. Bis sich alles im Leuze zur vollen Zufriedenheit der Kunden eingespielt hat, sollten Kunden weniger Eintritt zahlen, so die Idee. Anke Senne habe sich dieser Idee verweigert. „Sie hat auf die hohen Kosten durch die längere Dauer der Sanierung hingewiesen und einen Vollbetrieb sofort nach der Wiedereröffnung durchgesetzt“, sagt Bernd Klingler.

Angst vor der Reaktion der Kundschaft

Er fürchtet, dass die Kunden die Pannen kurz nach der Wiederinbetriebnahme nicht vergessen werden. „Warum wurde die lange Zeit der Sanierung nicht genutzt, um die Abflussrinnen im Parkdeck zu reparieren? Warum denkt niemand darüber nach, welcher Eindruck entsteht, wenn dies kurz nach einer großen Sanierung entsteht?“

Der liberale Politiker will bis zur nächsten Sitzung des Bäderausschusses sich Gedanken machen über Strukturreformen bei der Verwaltung der Stuttgarter Bäder mache. Eines ist klar: Den Bäderbetrieben droht nun selbst eine kalte Dusche.