Im Boden der Sauerwasserstadt sprudeln die Mineralquellen. Kein Wunder also, dass sich viele Cannstatter den Gang zum Supermarkt sparen. Aber schmeckt das Cannstatter Wasser überhaupt? Wir haben den Geschmackstest gemacht.

Bad Cannstatt - Die Cannstatter müssen sich manchmal vorkommen wie im Schlaraffenland. An ihren Hängen wächst nicht nur Wein, im Boden der Sauerwasserstadt sprudeln auch die Mineralquellen. Aber schmeckt das Cannstatter Wasser überhaupt? Wir haben den Geschmackstest gemacht. 19 Trinkbrunnen listet die Stadt auf ihrer Internetseite auf, bis auf vier Ausnahmen befinden sie sich alle in Bad Cannstatt. Kein Wunder also, dass sich viele Bewohner des Bezirks den Gang zum Supermarkt sparen und stattdessen die Mineralquellen anzapfen. Einer der am stärksten frequentierten Brunnen ist der Polizeibrunnen an der Stadtkirche. Ganz gleich zu welcher Uhrzeit man dort vorbeikommt, irgendeiner ist immer dabei seine Flaschen oder Kanister mit Quellwasser zu füllen. So ist es auch an diesem Vormittag. „Wir trinken nur Mineralwasser“, sagt Klaus Röhm. Gerade hat der Cannstatter sein Auto neben dem Brunnen geparkt und hält nun seine mitgebrachte Glasflasche unter den Wasserstrahl. Das Mineralwasser im Geschäft zu kaufen, kommt für den Familienvater nicht in Frage.

 

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Kaffee würde mit dem Brunnenwasser besser schmecken

Doch wieso ist ausgerechnet das Wasser aus dem Polizeibrunnen so beliebt? Schließlich wird es genau wie die meisten anderen Brunnen in der Altstadt von der Kellerbrunnenquelle gespeist. Ein Grund ist sicherlich die gute Zugänglichkeit mit dem Auto. Die Cannstatterin Regine Schumacher hat aber noch zwei weitere Erklärungen: „Hier am Polizeibrunnen ist das Wasser am kühlsten“, sagt sie. Außerdem sei der Wasserdruck deutlich stärker als an den anderen Brunnen, was das Abfüllen erleichtere. Auch wenn Regine Schumacher nicht ausschließlich Cannstatter Mineralwasser konsumiert, ist sie vom Geschmack der hiesigen Quellen überzeugt. „Wenn ich richtig Durst habe, trinke ich das am liebsten“, sagt sie. Kaffee und Tee würden mit dem Brunnenwasser ebenfalls besser schmecken. Ich genehmige mir selbst einen Schluck frisches Quellwasser und kann Regine Schumacher nur zustimmen. Das Wasser schmeckt wirklich gut, angenehm frisch und kühl, was ich nach meinem Geschmackstest nicht über den Inhalt aller Cannstatter Brunnen sagen kann. Das Wasser des Lautenschlägerbrunnens gegenüber vom Mineralbad hat einen intensiven metallischen Geschmack. Es herunterzubekommen, kostet mich einige Überwindung. Ähnlich ergeht es mir auch am Veielbrunnen. In beiden Fällen handelt es sich um „staatlich anerkanntes Heilwasser“. Auf einer Hinweistafel am Veielbrunnen heißt es, das Wasser der Veielquelle sei „auf ärztlichen Rat zur Trinkkur geeignet“.

„Veielbrunnen ist was für Fortgeschrittene“

Doch auch wenn das Brunnenwasser sicherlich gesund ist, schmecken tut es mir jedenfalls nicht. Eine Nutzerin unserer Facebook-Seite formuliert es etwas diplomatischer. „Veielbrunnen ist was für Fortgeschrittene“, schreibt sie. Doch Geschmäcker sind eben verschieden und so gibt es auch einige eingeschworene Heilwasser-Fans. Auf unserer Facebook-Seite schreibt ein Bewohner des Bezirks: „Ich mag das Wasser am Lautenschlägerbrunnen. Und stehe damit ziemlich alleine da.“ Ganz so allein dann aber doch wieder nicht. „Mein Mann trinkt am liebsten das Wasser am Kursaal“, sagt Anestia Zak. Sie ist gerade dabei zwei Plastikflaschen mit dem Wasser aus dem Aubrunnen am Mühlsteg zu füllen. Das Wasser sei für ihren Mann, sie selbst trinke es nicht, erklärt sie. Doch auch wenn ihrem Gatten das Heilwasser am Kurpark am besten schmeckt, muss er sich heute mit dem Wasser der Auquelle begnügen. Der Brunnen am Mühlsteg sei verkehrstechnisch besser zu erreichen, sagt Anestia Zak. Sie wohnt im Stuttgarter Osten, was beweist, dass das Cannstatter Mineralwasser sogar bis über die Bezirksgrenzen hinaus konsumiert wird. Ein echter Exportschlager eben.

EISEN IST FÜR GESCHMACK VERANTWORTLICH

Quelle: Die Trinkbrunnen in der Altstadt werden laut Bernd Sauer vom Tiefbauamt fast alle von der Kellerbrunnenquelle gespeist. Das Wasser sei geschmacksneutral und habe keinen intensiven Mineralwassergeschmack.

Heilwasser: Das Gleiche gilt auch für den Schiffmannbrunnen an der Badstraße, der eine eigene Quelle hat und den Aubrunnen am Mühlsteg. Beim Veielbrunnen und beim Lautenschlägerbrunnen handelt es sich um Heilwasser.

Geschmack: Der eigentümliche Geschmack ist laut Sauer unter anderem dem hohen Eisenanteil im Wasser geschuldet. Das Sauerwasser ist zwar gesund, sollte aber auch nicht in Unmengen konsumiert werden.