Tja, was sollte man damit noch anfangen? Völlig demoliert stand im Frühjahr 2015 der Unfallwagen in einer Stuttgarter Autowerkstatt. Statt die Reste in die Schrottpresse zu geben, entstand eine Charityaktion. Heraus kam ein Pick-up, der versteigert wurde.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Tja, was sollte man damit noch anfangen? Völlig demoliert stand im Frühjahr 2015 der Unfallwagen in der Werkstatt – ein Mini Cooper S Cabrio, das einem Klumpen aus Blech, Plastik und Glas glich. Einfach weiterwinken? Ab in die Schrottpresse? Nein! Denn der auf den ersten Blick hoffnungslose Fall entpuppte sich als Keimzelle einer verrückten Idee. „Den Wagen pimpen wir auf“, schoss es Franz-Michael Feininger, dem Betriebsratsvorsitzenden der BMW-Niederlassung in Vaihingen, durch den Kopf. „Daraus machen wir ein Benefiz-Projekt für unsere Auszubildenden: einen Mini Pick-up.“ Ungezählte Arbeitstunden und eine Versteigerung später verschlug es vielen den Atem. Der Zuschlag fiel bei 120 000 Euro. Damit war ein schwerer Unfall der Auslöser für eine der größten Einzelspenden an eine soziale Einrichtung in Stuttgart im Jahr 2015.

 

Ende April war der Halterin des Minis auf der Bundesstraße zwischen Plochingen und Nürtingen ein Vogel gegen die Windschutzscheibe geflogen. Vor Schreck verlor die Frau die Kontrolle über den Wagen, überschlug sich mehrfach und prallte gegen die Leitplanke. Der Wagen hatte einen Totalschaden, der Frau ging es nach einiger Zeit wieder gut.

Mini bekommt als Pick-up neues Leben eingehaucht

Nach dem Entschluss, dem Mini in Form eines Pick-ups neues Unikat-Leben einzuhauchen, ging es ans Werk: Zwei weitere demolierte Minis wurden ausgeschlachtet. Die Auszubildenden der BMW-Niederlassung machten sich mit den Werkstattmeistern in enger Absprache mit dem TÜV ans Werk. Schließlich sollte der Wagen später nicht nur in einer Garage herumstehen, sondern für die Straßen zugelassen werden. Dreh- und Fräsmaschinen wurden angeworfen, das Blech für die Ladefläche gebogen. Exaktes Schweißen war angesagt, um die Karosserieteile passgenau zusammenzufügen. Derweil zwängte man sich in den engen Innenraum des Wagens, um die eigens für ihn angefertigte Innenausstattung einzurichten. Im Internet konnten Mini-Liebhaber die Arbeitsschritte unter www.mini-mit-herz.de mitverfolgen.

Bei der Versteigerung des Unikats vor drei Wochen im Autohaus erhielt den Zuschlag schließlich ein großer BMW-Liebhaber, der zu dem Event extra angereist war. Die 120 000 Euro gingen an die Olgäle-Stiftung. Die Kardiologie der Kinderklinik benötigt ein neues Ultraschallgerät für Operationen und eine Transportliege für schwerstkranke Kinder. Der Herr, der den Mini ersteigert hat, möchte anonym bleiben. Das einzige, was an die Öffentlich gelangte, war, dass er aus Deutschland ist und bereits mehrere seltene Modelle des bayerischen Autobauers besitzt. Und er kann sich wohl sicher sein, dass sein Pick-up so schnell nicht in Serie gehen wird.