Der Mini-Car-Club hat 30 Jahre lang ein städtisches Grundstück in Leinfelden-Echterdingen genutzt. Nun muss der Verein den Platz zurückgeben. Der Frust ist groß.

Nebenan brausen in einer Tour unzählige Autos auf der Bundesstraße 27 vorbei, und obendrüber startet gerade ein Flugzeug in Richtung Westen durch. Nein, auf dem Vereinsgelände des Mini-Car-Clubs (MCC) Leinfelden-Echterdingen am äußersten Rand von Stetten ist es alles andere als idyllisch. Die Mitglieder hat der Lärm allerdings nie gestört. Im Gegenteil. „Es war ideal“, sagt Ulf Weidenhammer aus Wolfschlugen, der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Denn ja, die Fahrzeuge, die beim MCC im Mittelpunkt stehen, ferngesteuerte kleine Verbrenner-Autos im Maßstab 1:8 oder 1:6, machen auch ordentlich Krach, das Publikum und die Lautsprecher-Ansagen bei Veranstaltungen ebenso. Und so gab es zumindest nie Konflikte mit irgendwelchen Nachbarn.

 

Das ist jedoch vorbei. Der MCC muss das Gelände räumen. Seit nahezu 30 Jahren hatte der Verein das dreieckig zugeschnittene Grundstück neben dem Bau- und dem Recyclinghof von der Stadt gepachtet, der Vertrag war in der Vergangenheit immer häppchenweise verlängert worden. Nun aber nicht mehr. Zum 30. April muss der Club die Fläche nicht nur verlassen, sondern auch alles, was darauf ist, zurückbauen. 13 000 Euro werden die Arbeiten laut dem Vorsitzenden Daniel Miedtank aus Holzgerlingen kosten. Im Mai soll schließlich die Übergabe sein. Dann ist der Verein nicht nur heimatlos, er verliert auch seine existenzielle Grundlage.

Seit 2010 war der Eigenbedarf angekündigt

Die Stadt will das Areal indes nutzen, um dort Erdaushub zu lagern, der bei kommunalen Bauprojekten anfällt. Die verpachtete Fläche liege innerhalb des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Sielminger Straße“, teilt der Stadt-Sprecher Thomas Krämer mit. „Der Bebauungsplan weist dort schon seit vielen Jahren eine Erweiterungsfläche für den Lagerbetrieb des Bauhofes aus.“ Andere Flächen stünden der Stadt für die Lagerung von Erd- und Baumaterial nicht zur Verfügung. Das Grundstück werde nun vielmehr der schon lange beabsichtigen Nutzung zugeführt – dauerhaft. „Bereits seit 2010 wurden dem Verein eventueller Eigenbedarf wegen Neuaufstellung des Abfallwirtschaftsbetriebs angekündigt“, betont Thomas Krämer. Seit 2023 sei der Eigenbedarf ganz konkret angekündigt worden.

Die MCC-Mitglieder bestätigen das, dennoch herrscht Frust. „Immerhin stecken hier zig Jahre Arbeit drin“, sagt Volkmar Bude aus Wolfschlugen. Die zwei bis vier Rennveranstaltungen im Jahr hätten stets viel Publikum angezogen, von den Deutschen Meisterschaft bis zum Ba-Wü-Cup. Das ist nun jedoch vorbei. Was noch zu gebrauchen gewesen sei, Container oder Garten- und Baugeräte, habe man teils veräußert, teils verschenkt. Aufbauten auf der Strecke könne man nicht retten. „Das ist Geld, das kaputt ist“, sagt Daniel Miedtank.

Von 120 Mitgliedern sind nur noch 30 übrig

Auch um den Verein selbst ist es augenscheinlich nicht gut bestellt. In Spitzenzeiten habe er gut und gerne 120 Mitglied gehabt, derzeit seien noch knapp über 30 übrig. Corona sei am Schwund schuld, aber auch das Aus der Strecke. „Die sind alle weggerannt“, sagt Ulf Weidenhammer. Das Damoklesschwert habe schon lang über dem MCC gehangen, sagt Daniel Miedtank, und das wiederum habe Investitionen gehemmt. Auch um die Jugendarbeit oder ein Mitwirken am Ferienprogramm habe man sich nicht mehr bemüht. „Doch im Stillen haben wir gehofft, es geht länger“, sagt Volkmar Bude. Er schaut sich zwischen Hügeln, Kurven und Hindernissen um. „Schade! Wir haben hier viel, viel Freizeit verbracht.“

Und nun? Aufgelöst werden soll der MCC nicht. Die verbliebenen Vereinsmitglieder wollen so gut es geht Strecken anderer Clubs nutzen. In Nufringen oder Weilheim seien die nächsten. Außerdem will der MCC auf der Filderebene nach einem neuen Areal Ausschau halten. Daniel Miedtank weiß aber auch: Das wird schwer. „Die Hürden, kurzfristig eine Alternative zu finden, sind hoch“, sagt er, sei es in Sachen Baurecht oder Lärmschutz. Und überhaupt, wo gebe es noch freie Grundstücke von der Größe eines halben Fußballplatzes? Die Stadt jedenfalls könne keine Alternative anbieten.

Verein besteht seit den 80er Jahren

Club
Der Mini-Car-Club Leinfelden-Echterdingen besteht seit dem Jahr 1981. Der Vereinssitz ist in Leinfelden-Echterdingen, die Mitglieder kommen aber auch von außerhalb, aus dem Kreis Esslingen sowie aus den umliegenden Landkreisen.

Grundstück
Seit 1997 hatte der Verein ein Grundstück in einer Größe von etwa 3200 Quadratmetern von der Stadt gepachtet und darauf in Eigenarbeit seine Rennbahn gebaut: eine Teppichstrecke mit einer Länge von etwa 280 Metern, einer Brücke, fünf Sprüngen sowie einer hängenden Kurve. Davor hatte der Verein eine Wiese gepachtet gehabt, dort hatte es aber Probleme mit dem Naturschutz gegeben, erklärt das Mitglied Jürgen Reimold aus Leinfelden. Mehr Informationen online unter: www.mccle.org