Der Sozialminister Manfred Lucha befürwortet zwei Kliniken im Rems-Murr-Kreis. Aber er hat Zweifel an deren Wachstumsprognose.
Winnenden/Schorndorf - Die drohende Schließung des Krankenhauses am Standort Schorndorf ist wohl endgültig vom Tisch. Das ist die positive Botschaft aus einer ersten Stellungnahme des Landessozialministers Manfred Lucha (Grüne) zu dem von den Rems-Murr-Kliniken vorgelegten medizinischen Konzept. Dieses war bereits im April vom Kreistag abgesegnet worden (wir berichteten).
In einem Brief an den Landrat Richard Sigel schreibt Lucha nun: „Ich stimme dem Votum des Kreistags grundsätzlich zu, dass die Zukunft der stationären Versorgung im Rems-Murr-Kreis in den Krankenhausstandorten Winnenden und Schorndorf gemeinsam liegt.“ Dies bedinge auch, dass die für den Standort Schorndorf beschriebenen dringenden Sanierungsarbeiten erledigt werden müssten.
Nickel: Wichtige Botschaft an die Belegschaft
Der Klinikengeschäftsführer Marc Nickel wertet die Aussage als ein klares Signal für ein „Go“ an beiden Standorten und eine „wichtige positive Botschaft an unsere Belegschaft“. Und der Landrat lässt vom Urlaub aus in einer gemeinsamen Mitteilung verlauten, dass man nun „verlässlich mit zwei Klinikstandorten in Schorndorf und Winnenden weiterplanen“ könne.
Ähnliches ist auch von den örtlichen Landtagsabgeordneten zu hören, die der für die Krankenhäuser im Land zuständige Minister offenbar in einem Gespräch am Rande einer Plenarsitzung über seine Sicht der Dinge unterrichtet hat. Der Kernener Oppositionspolitiker Jochen Haußmann (FDP) etwa sagt: „In der Grundsatzthematik steht das Land zu den beiden Standorten.“
Das freilich ist nur die halbe Botschaft, denn dicke Fragezeichen stehen offenkundig noch hinter den Erweiterungsplänen. Wie berichtet, setzt die Klinikleitung zur Konsolidierung ihres finanziell nach wie vor defizitären Betriebs auf Wachstum. Sowohl im neu gebauten Klinikum in Winnenden als auch in Schorndorf will man die Bettenzahl durch Erweiterungsbauten erhöhen. Insgesamt soll Platz für 188 zusätzliche Patienten geschaffen werden.
Offene Fragen sollen geklärt werden
Diese in der Medizinkonzeption zugrunde gelegte Steigerung der Belegungszahlen könne er indes „nicht nachvollziehen“, schreibt Lucha in seinem Brief an den Landrat. Zwar seien die Fallzahlen in der stationären Versorgung in Baden-Württemberg zuletzt angestiegen. Gleichzeitig aber sei auch eine Reduzierung der durchschnittlichen Verweildauer zu konstatieren, so dass ihm „die für den Rems-Murr-Kreis angenommene stetig ansteigende Belegungsentwicklung als zu weitgehend“ erscheine, so Lucha. Die Klinikleitung indes scheint sicher, den Minister von der Stichhaltigkeit der Patienten-Prognose noch überzeugen zu können. „Die Fragen nach der richtigen Bettenzahl und weiterem Wachstum sind komplex“, sagt der Geschäftsführer Nickel, „wir werden die noch offenen Fragen des Sozialministeriums fachlich aufarbeiten und beantworten können.“ Das wird auch nötig sein, denn die Entscheidung des Kreistags für die Medizinkonzeption steht unter dem Vorbehalt fließender Landeszuschüsse.
Klinik setzt auf Wachstum
Nachholbedarf
Bereits jetzt werden nicht alle der zurzeit 625 Betten in der Rems-Murr-Klinik in Winnenden vom Land bezuschusst. Der Kreis hatte seine ursprünglich beantragte Planung schon während der Bauphase aufgestockt. Die damalige Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) hatte eine Nachgenehmigung in Aussicht gestellt. Erst im vergangenen Jahr hat der Landeskrankenhausausschuss die Zahl um 20 Betten aufgestockt, weitere 50 sind noch beantragt und werden zurzeit geprüft.
Zuwachsbedarf
Die Rems-Murr-Kliniken gehen in ihrer Prognoseltpeter für das Jahr 2021 von einem Bedarf von 743 Betten in Winnenden und 292 Betten in Schorndorf aus. Zurzeit sind vom Land in Winnenden 570 und in Schorndorf 277 Planbetten genehmigt.