Der schweren Geburt folgte die Gewissheit: Diese große Koalition ist kaum zu führen. Kanzlerin Merkel muss deshalb auf der Kabinettsklausur in Meseberg zeigen, dass sie noch die Richtung bestimmen kann, meint Thomas Maron.

Meseberg - Eben erst vereidigt, schon in herzlicher Abneigung vereint. Die große Koalition erwischte wahrlich keinen Traumstart. Kanzlerin Angela Merkel konnte in den vergangenen Wochen schnell ein Gespür dafür bekommen, woher der Wind bis auf weiteres kommt: von vorn. Die Motivlage der Störenfriede ist vielfältig: Die SPD muss widerwillig regieren. Sie will sich aber zugleich unter der Überschrift „Erneuerung“ demnächst als Kontrastmittel zu jener Kanzlerin präsentieren, deren Richtlinienkompetenz sie sich mit dem Koalitionsvertrag unterworfen hat. Die CDU will zwar, wie immer, unbedingt regieren. Nur nicht mehr zwingend mit Merkel als Frontfrau. Weshalb sich Jens Spahn und andere in Stellung bringen. Und Innenminister Horst Seehofer, zugleich CSU-Chef, macht bis zur Bayern-Wahl im Herbst sowieso keine Gefangenen.

 

Wer also bisher eine große Koalition zwar nicht mit Ideenreichtum, wohl aber mit Stabilität gleichgesetzt hat, der wurde schon zu Beginn ihrer Neuauflage auf die Probe gestellt. Es muss Merkel deshalb auf der Kabinettsklausur in Meseberg gelingen, die Ministerriege auf ein Mindestmaß an Disziplin und Arbeitseifer zu verpflichten. Denn die Wähler sind nach der quälend langen Regierungsbildung eines ganz sicher und unabhängig von der Parteipräferenz leid: Dauerwahlkampf.