Der VfB Stuttgart hat kein isoliertes Trainerproblem, sondern es kommt bei dem Fußball-Bundesligisten viel mehr zusammen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Der VfB kann es sich wieder mal einfach machen und sagen: Der Trainer muss weg. Denn auf Alexander Zorniger lässt sich tatsächlich sehr vieles in der aktuellen Krise projizieren. Das liegt an seinem risikoreichen Fußball. An seiner fundamentalistischen Haltung, was die eigene Spielidee anbelangt. Auch an seiner vor Selbstbewusstsein strotzenden Persönlichkeit und seiner Sturheit. Doch das Problem beim Stuttgarter Bundesligisten ist: es gibt kein isoliertes Trainerproblem, es gibt auf und außerhalb des Platzes viel mehr Probleme, die abgrundtief sitzen.

 

Angefangen mit der Abwehr. Diese ist nicht bundesligatauglich. Das lässt sich nicht nur an den 31 Gegentoren in 13 Spielen festmachen, sondern vor allem an der Art, wie diese zustande kommen. Spielerisch leicht geht das für jeden Gegner. Das 0:4 gegen den FC Augsburg offenbarte da nur die Schwächen der vorherigen Wochen in einem potenzierten Ausmaß.

Haltlos taumeln die Verteidiger durch den eigenen Strafraum. Davor schließt niemand die Räume, stemmt sich auch kein Serey Dié gegen die Angriffswellen, um Druck von der Viererabwehrkette zu nehmen. Das eine wäre Trainerarbeit. Das andere ist auch die Folge der Einkaufspolitik. Der Manager Robin Dutt hat Toni Sunjic als Soforthilfe verpflichtet. Der Innenverteidiger zeigt seit seinem ersten VfB-Einsatz Mitte September vor allem aber eines: er wird immer schlechter. Daraus ist kein Vorwurf abzuleiten. Der 26-jährige Bosnier kann ja am allerwenigsten dafür, dass dieser Verein für Bewegungsspiele das Schlechteste aus seinen Profis herausholt.

Sunjic ist jedenfalls nicht der erste Neuzugang, der im Stuttgarter Leistungsklima in eine Abwärtsspirale gerät. Dabei hat sich Dutt die große Aufgabe gestellt, genau diese zu durchbrechen. Um Geduld für die Umsetzung seiner Pläne hat der Manager gebeten – und die Fans haben sie gewährt. Doch nun entlarven sich die schönen Konzepte immer mehr als leere Versprechen, weil ständig die Spiele stören. Nach dem Augsburg-Fiasko ist der VfB an einem Punkt angelangt, an dem er nur noch Zeit für die Zukunft bekommt, wenn er sofort gewinnt.