Die Untersuchung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche führt zu erschütternden Befunden. Hilft im Kampf gegen den Missbrauch nur ein kompletter Umbau der Kirche, fragt sich Paul Kreiner.

Stuttgart - Jedes Jahr am 20. September gedenkt man in Rom des „Durchbruchs an der Porta Pia“. Dort waren 1870 die Truppen des italienischen Staates in die Stadt eingedrungen, hatten Rom der Herrschaft des Papstes entrissen und den Kirchenstaat vernichtet. Der 25. September 2018 geht womöglich genauso in die Geschichte ein. Angesichts des fortgesetzten Missbrauchsskandals haben die deutschen Bischöfe die Waffen gestreckt. Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Bischofskonferenz gibt offen zu: Mit dem bisherigen „Wir kriegen es irgendwie schon alleine hin, wir Kleriker unter uns“, kommt die katholische Kirche nicht mehr weiter. Fachleute von außen sollen jetzt ran, womöglich eine „Wahrheitskommission“ wie in Südafrika zur Aufarbeitung der Apartheid.