Ein 19-jähriger Fußballtrainer soll 16 Kindern und Jugendlichen aus einem Verein in Korntal-Münchingen pornografische Filme gezeigt und ihnen intime Fragen gestellt haben. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln deshalb, der Verein hat den jungen Mann inzwischen entlassen.

Korntal-Münchingen - Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen einen ehemaligen Fußballtrainer eines Sportvereins in Korntal-Münchingen. Das gab die Behörde am Mittwoch bekannt. Der 19 Jahre alte Mann soll demnach zwischen Dezember 2015 und Ende Februar 2017 insgesamt 16 Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 14 Jahren sexuell belästigt haben.

 

Unter anderem soll er den Jungen Pornofilme und Kinderpornos gezeigt und angeboten haben. Zudem soll er unter dem Vorwand, eine wissenschaftliche Studie durchzuführen, den Betroffenen intime Fragen gestellt haben. Zu körperlichen Übergriffen kam es nach Angaben der Ermittler nicht. Der junge Mann hat die Vorwürfe inzwischen vollständig eingeräumt und befindet sich auf freiem Fuß.

Der 19-Jährige hat die Vorwürfe inzwischen eingeräumt

Ins Rollen kamen die Ermittlungen in diesem Februar, als die Eltern eines Betroffenen bei der Polizei Anzeige gegen den 19-Jährigen erstatteten. Sie hatten auf dem Handy ihres Sohnes aus ihrer Sicht verdächtige Nachrichten gefunden und vermuteten, der 19-Jährige habe ihrem Sohn pornografische Videos geschickt und anzügliche Fragen gestellt. Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung des jungen Mannes stellten die Beamten mehrere Smartphones und Speichermedien sicher, wodurch weitere Opfer ermittelt werden konnten. Laut eines Sprechers des Ludwigsburger Polizeipräsidiums seien die Untersuchungen zwar noch nicht beendet, man gehe aber nicht davon aus, dass noch deutlich mehr Opfer bekannt würden.

Der Sportverein, in dessen Fußballabteilung der 19-Jährige als Trainer und Teambetreuer arbeitete, trennte sich bereits kurz nach der Anzeige im Frühjahr von dem jungen Mann. Er sei von allen Aufgaben entbunden und aus dem Verein ausgeschlossen worden, sagt der Vorsitzende des Clubs. Man habe mit der Polizei kooperiert und beispielsweise eine Mitgliederliste der Mannschaften bereitgestellt, um mögliche weitere Opfer zu finden. Da die Behörden nun an die Öffentlichkeit gegangen seien, werde sich voraussichtlich auch sein Verein an die Eltern und die Öffentlichkeit wenden. Zuvor habe man das „aus Rücksicht auf die Ermittlungen“ nicht getan.

Der Verdächtige wird wohl nach Jugendstrafrecht angeklagt

Der 19-Jährige hat laut dem Vereinschef zwei Jahre lang als Trainer gearbeitet, vorwiegend in der männlichen D-Jugend der Fußballer. Mädchenmannschaften habe er nicht betreut. Er gehe davon aus, dass alle Betroffenen aus einer, maximal aus zwei Mannschaften seien, so der Vorsitzende.

Laut Kriminalpolizei soll der 19-Jährige nicht nur im Sportverein Jugendliche belästigt haben. Auch als Betreuer einer Ferienfreizeit hat es offenbar Vorfälle gegeben. Zu körperlichen Übergriffen kam es gleichwohl auch hier nicht. Laut der Staatsanwaltschaft befindet sich der junge Mann nicht in Untersuchungshaft, da keine Fluchtgefahr bestehe. Sollte es zu einer Anklage kommen, wovon die Ermittler derzeit ausgehen, wird der 19-Jährige wohl nach dem Jugendstrafrecht behandelt.

Auch wenn der aktuelle Fall Erinnerungen an vermeintlich ähnliche Vorfälle beim TSV Höfingen weckt: Aus Ermittlerkreisen heißt es, die Geschehnisse seien in ihrer Tragweite nicht zu vergleichen. In dem Höfinger Fall hatte das Landgericht Stuttgart im Oktober einen 62-jährigen Tischtennistrainer des Vereins zu dreieinhalb Jahren Haft wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.

Der pensionierte Ingenieur hatte in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig Ausflüge zu seinem Ferienhaus als „Vereinsaktivitäten“ angeboten und dabei die Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren sexuell missbraucht. Insgesamt gab es in Höfingen 20 Opfer, sechs von ihnen fanden sich in der Anklageschrift wieder.