Die Jesuiten wollen die Opfer finanziell entschädigen. Doch das schwächt womöglich die Verhandlungsposition der Bischöfe.

München/Ettal/Bonn - Nach dem Benediktinerkloster Ettal will nun auch der Jesuitenorden als Teil der katholischen Kirche in Deutschland Opfern sexueller Gewalt Entschädigungen anbieten - unabhängig von den Bischöfen. "Wir sind sehr daran interessiert, im Einvernehmen mit der Deutschen Bischofskonferenz zu einer Lösung zu kommen", sagte der Ordenssprecher Thomas Busch am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in München.

Er trat damit dem Eindruck entgegen, die Jesuiten setzten mit finanziellen Angeboten an Missbrauchsopfer die katholischen Bischöfe unter Druck. Die Bischofskonferenz trifft sich von kommendem Montag an in Fulda zur ihrer Herbstvollversammlung.

Busch bestätigte allerdings einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ/Donnerstag), wonach sich bereits an diesem Samstag Vertreter der Opfer-Organisation "Eckiger Tisch" in Berlin mit dem obersten Vertreter der Jesuiten in Deutschland, Stefan Kiechle, treffen. "Dabei werden wir über Fragen der Genugtuung für Missbrauchsopfer sprechen", sagte Busch.

"Die Brüder sind zum Verzicht bereit"


Über die Höhe der Entschädigungen müsse aber noch geredet werden. "Wir denken an eine Summe im vierstelligen Bereich", sagte Kiechle der SZ. Es sei noch nicht entschieden, ob der Mindestbetrag bei 5000 Euro liegt. "Ja, wir wissen, dass wir bluten müssen", sagte Kiechle in dem Interview. 200 ehemalige Schüler hätten sich beim Orden gemeldet und gesagt, dass ihnen sexuelle Gewalt angetan wurde. "Wie viele von ihnen auch eine Entschädigung wollen, wissen wir nicht."