Anhand dieses Dreiecksverhältnisses versucht Schneider, Umgangsweisen mit moralischer und juristischer Schuld darzustellen. Seine Figuren entwickeln sich dabei jedoch nicht zu plastischen, mit individuellen Motiven ausgestatteten Charakteren, sondern zu Schablonen. Fast scheint es, als wolle die Regie keine Risiken eingehen und ja niemandem unrecht tun.

 

Durch Jakobs Augen zeigt Schneider, wie die Jungen und deren Familien leiden und wie das Vertrauen in die Geistlichen nachhaltig zerstört wird. Auf der anderen Seite versucht er, die Täterrolle aufzubrechen und differenziert zu betrachten. Das ist zwar fair, wird aber doch problematisch, weil der Regisseur dabei Dominiks Selbstwahrnehmung fast ungebrochen gelten lässt. Dominik sieht sich als einsamen, die Jungen aufrichtig Liebenden. Diese Wahrnehmungsverzerrung reflektiert weder die Figur selbst noch sein Regisseur.

Der Zwang zum Zölibat

Eine Leserin von „epd film“ äußerte ihre Wut über diese Darstellung, nachzulesen in der Online-Ausgabe des Magazins: „Wer hat etwas davon, Missbraucherpriester auf fast schon rührende Weise als nach Zuneigung dürstende, emotionale Mängelwesen darzustellen? Und die Protagonisten aussehen zu lassen wie frisch den Vatikan-Pirelli-Kalendern entsprungen, gemacht für Leute, die auf hübsche Männer stehen?“

Zölibat und strikte Sexualmoral

In „Verfehlung“ geht es vor allem um einen Einzeltäter. Das System Kirche mit seinem Zwang zum Zölibat und seinen sexualfeindlichen Moralvorschriften stellt der Film nicht in Frage. Pedro Almodóvar bewies in „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ (2004) mehr Mut und setzte sich furios mit der systematischen Gewalt innerhalb der Kirche auseinander – und mit der Frage künstlerischer Aufarbeitung. „Schlechte Erziehung“ gelingt, weil der Regisseur seine Erzählung nicht auf bestimmte Aspekte begrenzt, sondern im Gegenteil alles für möglich hält. So viel freien Geist wagt „Verfehlung“ leider nicht.

Bloß niemandem unrecht tun

Anhand dieses Dreiecksverhältnisses versucht Schneider, Umgangsweisen mit moralischer und juristischer Schuld darzustellen. Seine Figuren entwickeln sich dabei jedoch nicht zu plastischen, mit individuellen Motiven ausgestatteten Charakteren, sondern zu Schablonen. Fast scheint es, als wolle die Regie keine Risiken eingehen und ja niemandem unrecht tun.

Durch Jakobs Augen zeigt Schneider, wie die Jungen und deren Familien leiden und wie das Vertrauen in die Geistlichen nachhaltig zerstört wird. Auf der anderen Seite versucht er, die Täterrolle aufzubrechen und differenziert zu betrachten. Das ist zwar fair, wird aber doch problematisch, weil der Regisseur dabei Dominiks Selbstwahrnehmung fast ungebrochen gelten lässt. Dominik sieht sich als einsamen, die Jungen aufrichtig Liebenden. Diese Wahrnehmungsverzerrung reflektiert weder die Figur selbst noch sein Regisseur.

Der Zwang zum Zölibat

Eine Leserin von „epd film“ äußerte ihre Wut über diese Darstellung, nachzulesen in der Online-Ausgabe des Magazins: „Wer hat etwas davon, Missbraucherpriester auf fast schon rührende Weise als nach Zuneigung dürstende, emotionale Mängelwesen darzustellen? Und die Protagonisten aussehen zu lassen wie frisch den Vatikan-Pirelli-Kalendern entsprungen, gemacht für Leute, die auf hübsche Männer stehen?“

Zölibat und strikte Sexualmoral

In „Verfehlung“ geht es vor allem um einen Einzeltäter. Das System Kirche mit seinem Zwang zum Zölibat und seinen sexualfeindlichen Moralvorschriften stellt der Film nicht in Frage. Pedro Almodóvar bewies in „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ (2004) mehr Mut und setzte sich furios mit der systematischen Gewalt innerhalb der Kirche auseinander – und mit der Frage künstlerischer Aufarbeitung. „Schlechte Erziehung“ gelingt, weil der Regisseur seine Erzählung nicht auf bestimmte Aspekte begrenzt, sondern im Gegenteil alles für möglich hält. So viel freien Geist wagt „Verfehlung“ leider nicht.

Verfehlung. Deutschland 2015. Regie: Gerd Schneider. Mit Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat, Valerie Koch. 95 Minuten. Ab 12 Jahren.