Bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kommt die katholische Kirche nicht schnell genug und nicht konsequent genug voran. Sie wird ihrer Verantwortung nicht gerecht, meint Michael Maurer.

Stuttgart - Wie sich die Ereignisse gleichen: Vor kurzem endete der Gipfel im Vatikan über den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche mit großen Worten, aber ohne konkrete Ergebnisse. Jetzt schloss die Deutsche Bischofskonferenz ihre Frühjahrsvollversammlung mit dem Schwerpunkt Missbrauch ab und hatte ebenso wenig Konkretes zu bieten. Der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, versprach zwar einen „Weg der Erneuerung“. Doch welche konkreten Maßnahmen diesen Weg begleiten, wie lange er dauern soll, darin blieb Marx ebenso vage wie damals der Papst.

 

Es mag ja sein, dass viele Verantwortliche in der katholischen Kirche tatsächlich verstanden haben, wie dringend notwendig es ist, die Missbrauchsfälle konsequent aufzuarbeiten. Doch in ihren Gremien können sie sich nicht durchsetzen. Neun Jahre nach Bekanntwerden des Skandals ist immer noch die Rede davon, dass Leitfäden erarbeitet, Standards erstellt und Workshops zur Entschädigung der Opfer eingerichtet werden sollen. Nach wir vor gibt es nicht in allen Bistümern eine unabhängige Aufarbeitung des Missbrauchs; nach wie vor gibt es nicht in allen Bistümern Ansprechpartner für Betroffene. Beides sollte längst erledigt sein. Die Kirche bemüht sich, aber sie wird ihrer Verantwortung nicht gerecht. Immer noch nicht.