Ulrich Weber wird möglicherweise in der Aufarbeitung des Missbrauchskandals in Korntal aktiv. Detlev Zander hat sich an den Regensburger Juristen gewandt, der auch die Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen untersucht.

Korntal-Münchingen - Der Rechtsanwalt Ulrich Weber wird möglicherweise in der Aufarbeitung des Missbrauchskandals in Korntal aktiv. Detlev Zander, der die Fälle von psychischer und physischer Gewalt in den Kinderheimen öffentlich gemacht hatte, hat sich mit einer entsprechenden Bitte an den Regensburger Juristen gewandt. Weber bestätigt die Anfrage, hat aber nach eigenem Bekunden bisher keine Entscheidung getroffen. „Es freut mich, wenn die Opfer mich fragen und für die Aufklärung gewinnen wollen.“ Weber untersucht seit einem Dreivierteljahr die Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen. Vor wenigen Wochen hatte er einen Zwischenbericht vorgelegt.

 

Die Untersuchung der Korntaler Vorfälle versteht Weber als einen Teil der Gesamtaufarbeitung. So hatte auch die Steuerungsgruppe den Korntaler Aufarbeitungsprozess konzipiert. Das paritätisch mit Vertretern der Betroffenen und der Brüdergemeinde besetzte Gremium wird im Februar letztmals zusammenkommen. Dessen Leiterin, die Landshuter Erziehungswissenschaftlerin Mechthild Wolff, will sich dann auf die sozialwissenschaftliche Untersuchung der Ereignisse konzentrieren. Detlev Zander hält Webers Beauftragung für unumgänglich. „Wir brauchen einen Chefaufklärer, der uns unabhängige, verwertbare und aussagekräftige Informationen liefert, um endlich die Entschädigung voranzutreiben.“ Durch die Entschädigung könne eine Befriedung der Aufarbeitung erreicht und ein „unerträglicher Schwebezustand“ beendet werden.

Dass den Betroffenen die Zeit davon rennt, zeigten deren Reaktionen. Viele seien „mit den spärlichen Ergebnissen, die nur einzelnen Personen um die Sozialwissenschaftlerin Mechthild Wolff und der Brüdergemeinde dienen“, unzufrieden. Rund ein Jahr war die Steuerungsgruppe aktiv. „Was haben wir erreicht? Die Brüdergemeinde hat erklärt, etwas zu tun. Und das Thema ist in der Öffentlichkeit. Aber für die Betroffenen haben wir nichts erreicht. Das ist bitter. Aber das ist so“, stellt Zander fest.

Die evangelische Brüdergemeinde will sich zu Zanders Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. „Wir sind davon überrascht worden“, sagt deren Sprecher Manuel Liesenfeld. Ähnlich äußert sich die Arbeitsgemeinschaft Heimopfer Korntal. Sie erklärte am Mittwoch zudem, dass sie keine Fakten akzeptiere, die an ihr vorbei beschlossen würden.