Missbrauchsskandal Betroffene werden erneut zu Opfern

Die Brüdergemeinde und die Wissenschaftler machen die ehemaligen Heimkinder wieder zu Opfern. Ihr Verhalten sei zu kritisieren, meint Franziska Kleiner.
Korntal-Münchingen - Zwei Fehler sind in den vergangenen Monaten gemacht worden. Offenbar hat die Erziehungswissenschaftlerin Mechthild Wolff als Leiterin der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in den Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde erstens zu lange darauf vertraut, die Betroffenen außerhalb der Steuerungsgruppe sich selbst überlassen zu können. Dieses Gremium war aber an seine Grenzen gestoßen: Zu umfassend war das Projekt geworden.
Zweitens hat Wolff eine zu große Nähe sowohl zu den Betroffenen als auch zu den Pietisten zugelassen. Das gute Verhältnis zu beiden Seiten führte nun aber zum endgültigen Aus, nachdem die Betroffenen nicht mehr mit Mechthild Wolff kooperieren wollten. Denn daraufhin schlugen sich die Pietisten auf die Seite Wolffs und schieben nun den Opfern den Schwarzen Peter zu. Die ehemaligen Heimkinder haben zur Eskalation beigetragen. Aber das entschuldigt das Verhalten der Brüdergemeinde nicht. Wenn sie nun zunächst ohne Betroffene aufarbeiten will, ist das feige: Einer Konfrontation mit den Opfern geht sie zunächst aus dem Weg und bestimmt den Zeitpunkt der Auseinandersetzung.
Denn die Opfer haben weder Macht noch Einfluss, an diesem Verfahren etwas zu ändern. Schließlich hatte sich auch das Team um Mechthild Wolff zurückgezogen: Den Wissenschaftlern geht es offenbar nicht mehr um Aufklärung, ihnen geht es ums Prestige, das man angesichts der noch jungen Forschung bei solchen Projekten offenbar erwerben kann. Opfer spielen keine Rolle mehr. Dieses Verhalten ist nicht nur feige. Es ist unredlich.
Unsere Empfehlung für Sie

Bestattungsformen im Strohgäu Letzte Ruhestätte: Unter der Buche
Wenig Aufwand für die Angehörigen, viel Natur für die Verstorbenen: Im Strohgäu sind Bestattungen unter Bäumen beliebt. Wo die Nachfrage nach Baumgräbern das Angebot übersteigt, reagieren die Kommunen. Wie in Hemmingen oder Ditzingen.

Alkoholfahrt in Korntal-Münchingen 17-Jähriger baut Unfall mit Papas Wagen - und läuft davon
Laut Polizei hat ein 17-Jähriger seinem Vater die Autoschlüssel entwendet und mit dem Wagen eine Spritztour in Korntal-Münchingen unternommen. Dabei kam es zu einem Unfall.

Erschließung des Neubaugebiets Korntal-West Der Acker in Korntal ist längst keiner mehr
Seit dem Beginn der Erschließung des Neubaugebiets Korntal-West in Korntal-Münchingen hat sich auf dem Gelände viel verändert. Die Arbeiten werden Stand jetzt aber ein wenig später als geplant abgeschlossen sein.

Möbelhaus in Ludwigsburg IT-Panne ist schuld am Parkplatz-Chaos vor Ikea
Das Möbelhaus hat den Grund für die Panne am Freitag in der Filiale in Ludwigsburg bekannt gegeben. Ikea will nun sein Abholprozedere überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

Evangelisch Hochschule in Ludwigsburg App bietet Blinden bessere Orientierung
Die Evangelische Hochschule hat einen digitalen Wegweiser entwickelt, der auch für Sehende praktisch ist. Generell müsse besser auf blinde Menschen Acht gegeben werden, findet die Professorin, die das Projekt initiiert hat.

Hochschulen in Ludwigsburg Wie sicher sind Prüfungen in der Pandemie?
Fast alles läuft an den Hochschulen wegen Corona online, manche Klausuren werden aber vor Ort geschrieben. Ist gewährleistet, dass das sicher abläuft?