Die Arbeit der Aufklärer ist abgeschlossen – aber nicht alle Fragen sind beantwortet. Die Opfer des Korntaler Missbrauchsskandals dürfen jetzt nicht alleine gelassen werden, meint unsere Redakteurin.

Korntal-Münchingen - Die Aufklärung des Missbrauchsskandals ist offiziell beendet. Damit können hoffentlich viele Opfer von Gewalt in den Heimen der Brüdergemeinde mit einem furchtbaren Kapitel ihres Lebens abschließen. Das ist wichtig. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Betroffene gibt, die nach wie vor unzufrieden sind mit der Aufklärung.

 

Ihre Fragen, wie etwa nach einer möglichen Mitwisserschaft mancher Bürger, werden im Aufklärungsbericht nicht beantwortet. Das zu klären war nicht der Auftrag der Aufklärer.

Umso wichtiger ist es nun, dass die Betroffenen hartnäckig eine ergänzende Aufklärung einfordern. Auch wenn das ohne externe Fürsprecher kaum gelingen wird. Anders etwa als die Regensburger Domspatzen kommen die Korntaler Heimkinder nämlich weder aus begütertem Elternhaus, sodass sie selbst eine Untersuchung finanzieren könnten, noch aus einer renommierten Einrichtung, die allein deshalb im Licht der Öffentlichkeit stünde. Und sie entstammen auch keiner katholischen Einrichtung, in der Autoritäten innerhalb hierarchischer Kirchenstrukturen Druck zum Handeln ausüben können.

Zudem begehren die Opfer zu einem Zeitpunkt auf, in der die bundesweite Debatte über Heimerziehung erst am Anfang steht. Noch gibt es die Blaupause nicht, die die Korntaler jetzt so dringend benötigen.