So bitter der Rückzug des Regensburger Anwalts Ulrich Weber für die Betroffenen ist: er birgt für sie sogar eine Chance.

Korntal-Münchingen - Völlig unerwartet ist es nicht, dass Ulrich Weber die Reißleine gezogen hat. Er sah sich zuletzt massiven Vorwürfen der Mediatoren ausgesetzt, die nichts mit seiner fachlichen Kompetenz zu tun hatten, sondern offensichtlich einzig dazu dienten, ihn zu diskreditieren. Der Anwalt und Aufklärer bei den Regensburger Domspatzen musste handeln, wollte er nicht hier wie dort seinen Ruf beschädigen.

 

Die Mediatoren haben nicht zwischen den ehemaligen Heimkindern vermittelt, wie es ihre Aufgabe sein sollte, sondern haben die Betroffenen benutzt, um die Brüdergemeinde zu schützen. Nicht anders ist der Versuch zu verstehen, den von allen ehemaligen Heimkindern gewollten, schonungslosen Domspatzen-Aufklärer für die Aufarbeitung des Korntaler Missbrauchsskandals mit fadenscheinigen Argumenten zu verhindern. Wenn die Brüdergemeinde immer noch nicht begriffen hat, dass sie um eine Aufarbeitung der Fälle von psychischer und physischer Gewalt in ihren Kinderheimen nicht umhinkommen wird, dann wird sie auch lernen müssen: weder sie noch die Landeskirche wird je einen Einfluss auf einen Aufklärer haben.

Webers Botschaft bleibt, auch wenn er selbst nun weg ist. Doch wer weiß, ob er nicht fortan als Opferanwalt für die Betroffenen aktiv ist. Dann würde Weber für die Pietisten unbequemer sein, als er es als Aufklärer je hätte sein können.