Die Reaktion der Missbrauchsopfer auf die Zahlungen zeigt, dass es ihnen nicht allein ums Geld geht. Für die evangelische Brüdergemeinde beginnt die Arbeit erst.

Korntal-Münchingen - Die Brüdergemeinde bezahlt missbrauchten Heimkindern Beträge zwischen 5000 und 20 000 Euro. Das ist gut und richtig. Doch sie vollzieht damit nur, was sie schon vor einem Jahr gesagt hat. Es lag auch an den Betroffenen, dass sich die Auszahlung des Geldes so lange hinzog. Sie, nicht die Brüdergemeinde, hatten über die Besetzung jener Kommission gestritten, die über die Zuweisungen entschied. Es trägt hoffentlich zur Befriedung bei, wenn das Geld sichtbar auf den Konten gutgeschrieben ist.

 

Situation ist nicht befriedet

Doch befriedet ist die Situation damit noch lange nicht, wie die ersten Reaktionen der Opfer zeigen. Diese fordern nicht nur eine Entschuldigung von der Brüdergemeinde, sondern auch eine Erinnerungskultur durch ein Mahnmal – wie auch immer gestaltet, wo auch immer platziert.

Erinnerungskultur eingefordert

Die Keimzelle der Brüdergemeinde, der Korntaler Saalplatz, ist dafür so prädestiniert wie ausgeschlossen. Dort steht mit dem Gemeindezentrum zwar in zentrales Gebäude, das aber mit dem Erbe jenes Mannes gebaut wurde, der zum Kreis der Täter zählt. Ein Mahnmal dort käme manchen Opfern einer Verharmlosung der Gräueltaten und einer Verhöhnung der missbrauchten Betroffenen gleich.

Einige der Opfer fordern eine bundesweite Diskussion darüber, wie gedemütigten Heimkindern ein ehrendes Andenken zu setzen sei. Die Gemeinde wird Fingerspitzengefühl beweisen müssen, um die Situation zu einem guten Ende zu bringen.